Theater:Hohe Minne

Burgfestspiele Brennberg

Franziska Adlhoch als Herzogin und Matthias Großkopf als Reimar von Brennberg, Minnesänger. Hinten der grummelnde Gatte, Gerhard Krizan.

(Foto: Resi Beiderbeck)

Lebendiges Dorf-Idyll: die Brennberger Burgfestspiele

Von Egbert Tholl, Brennberg

Wenn die Sonne untergeht und nur noch der Rest ihres Abschiedslichts die Wolken über der Burgruine beleuchtet, glaubt man sich in einem Gemälde von Caspar David Friedrich. Doch hier gibt es keine Kreidefelsen, hier gibt es Granit, denn man befindet sich am Südrand des Bayerischen Walds, dort, wo die Landschaft, die sich sündlich der Donau breit und flach ausbreitet, in muntere Hügel übergeht. Vom Burgfried aus, über dem später erhaben und ebenso Romantik-satt der Mond am Nachthimmel prangen wird, sieht man bis nach Landshut, man sieht eine Schleife der Donau, nur Regensburg sieht man nicht, dazu müsste man quasi ein bisschen ums Eck luren. Denn obwohl man gefühlt in der Nähe der Hauptstadt der Oberpfalz ist, ist diese doch nicht so nah. Brennberg ist ein Idyll.

In der Gemeinde leben etwa 2000 Menschen, im Dorf selbst wohl circa 800, da gehen die Meinungen auseinander, je nach dem, wen man fragt. Ist ja auch wurscht, wichtig ist: Alle machen mit. Beim Brennberger Burgfestspiel. Hat man gerade Freiluftspiele in Oberammergau, Worms und eben Brennberg hinter sich, dann muss man sagen: Dort ist es am schönsten. Am verwunschensten. Und rasend herzlich.

Die Bürgermeisterin spielt auch mit und meint, ihr Kostüm sei unvorteilhaft für ihren dicken Po. Aber sie ist sehr lustig. Andere schmieren Leberkäs-Brote oder schleppen die Stühle aus dem Gemeindebau auf den Burgberg. Wieder andere spielen, viele weitere schauen zu. Und: Unter denen, die da in reizenden Kostümen spielen, mit Mikroport, in farbigem Licht und Wolken höfischen Klangs, sind welche, die saugut sind. Da erfüllt sich das Wort von Autor und Regisseur Georg Blüml, der Unterschied zwischen Profis und Laien bestehe darin, dass die einen von der Schauspielerei leben, die anderen nicht.

Jenny Weigel zum Beispiel ist Industriemechanikerin. Auf der Bühne ist sie eine schöne Schankmaid, knochentrocken und dadurch sehr witzig. Ihre Wirtin ist Renate Brandl, studierte Linguistin, und was die beiden an höchster Sprachpräzision anzetteln, das hat sich gewaschen. Von den beiden geht es dann zwar in Nuancen hinweg von den Gefilden der Bühnenhochsprache, aber jeder, der hier eine wichtigere Rolle spielt, ist Anlass zur Freude. Georg Blüml, verliebt in Ort und Leute, hat fabelhafte Arbeit geleistet. Die Freude am Spiel überwindet einen regenbedingten Stromausfall, keiner geht, jeder will wissen, wie es ausgeht. Gut natürlich.

Blüml vereinigt in seinem funkelnd fabulierenden Stück Minnesang mit den Troubadours der Gegenwart. Aus Brennberg kam einst einer, der besang die Frauen, und wurde ermordet. Bei Blüml überlebt er in Gestalt von Matthias Großkopf, darf seine hohe Minne zur niederen machen, also mit seiner Angebeteten (Franziska Adlhoch) ins Bett gehen. Dank heiterer List und munteren Gefährten. Ach, und dann geht der Mond auf.

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