Theater:Gemischte Doppel

Der Regisseur Moritz Sostmann verpasst in Köln den Figuren von Goethes "Faust I" und "Faust II" brillante Begleiter. Er lässt wieder Puppen spielen.

Von Martin Krumbholz

Doktor Faust ist etwa einen Meter groß. Gegen Ende des zweiten Teils steht er in seinem gut gebügelten blauen Anzug vor einer gemalten arkadischen Kulisse und resümiert bedächtig sein Lebenswerk. Von "Seelenschönheit" und dergleichen ist die Rede, aber eigentlich geht es nur darum, dem Meer Land abzutrotzen und sich tatkräftig zu bereichern. Faust ist eine Puppe. Und das Schöne an den von Hagen Tilp gebauten halb-lebensgroßen Figuren ist, dass sie nicht nur die lebenden Schauspieler verdoppeln und spiegeln, sondern ihrerseits mit ihrer beredten Mimik ganze Geschichten erzählen. Der Kaiser zum Beispiel, dem Faust und Mephisto eine Weile dienen, für den sie Papiergeld erfinden, macht ein selten dämliches Gesicht. Er versteht gar nichts. Dafür begreift Mephisto, gespielt von einer Frau, umso mehr. Es geht um Unternehmergeist und um Profit. Um diesen in großem Stil zu erzielen, muss man notfalls auch schon mal das eine oder andere Menschenleben riskieren, nur nicht unbedingt das eigene.

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