Theater:Gefühlte Wahrheit

Caligula

Caesonia (Constanze Wächter) verehrt diesen Caligula (Max Wagner), der auf dem Weg zur Freiheit zum Mörder wird.

(Foto: ArnO Declair)

Sie bleibt sich in ihrer Arbeit selbst treu und provoziert so ganz gegensätzliche Meinungen: Lilja Rupprecht inszeniert Albert Camus' "Caligula" am Volkstheater

Von Sabine Leucht

Ja, der "Clavigo". Auf den werde sie oft angesprochen. Lilja Rupprecht hat ihn in ihrem dritten Studienjahr an der Ernst Busch-Schule in Berlin inszeniert, und da sie zuvor schon Regieassistentin am Thalia Theater war, hat sie nebenher weiterhin gearbeitet und in Hamburg, Wien und Berlin für volle Säle möglichst runde Abende entworfen. Die Ernst Busch war für sie dagegen eher ein Raum zum Sich-Ausprobieren, und dass ihr "Clavigo" im Frühling 2012 beim Körber Studio Junge Regie durchfiel, hat sie geschockt: "Ich habe mich da mit einer bunten Truppe reingeschmissen, vieles bewusst roh gelassen und nicht erwartet, doch wieder in so ein Bewertungsschema reinzukommen," sagt Rupprecht heute, wo zu ihrem Elend noch immer dieser Film im Netz kursiert, in dem man Schauspieler über Papierschnipsel tanzen sieht, eine junge Regisseurin von der Suche nach "Raum für Spaß" reden hört - und Experten wie C. Bernd Sucher lächelnd negative Superlative platzieren. Jenen Mann, der in der Jury des Radikal jung-Festivals sitzt, über das das Volkstheater bislang fast seinen kompletten Regienachwuchs bezog. Von daher ist Lilja Rupprechts Debüt an diesem Haus eine kleine Sensation. Sie ist einfach da, trotz Radikal jung; und "weil ein Dramaturg einige meiner Arbeiten gesehen hat". Andere, die das taten, kamen zu unterschiedlichen Schlüssen: Die Nachtkritik ortete in Rupprechts Inszenierung von Lukas Lindners "Ich war nie da" am Schauspielhaus Wien "ein Chaos aus krampfhaft lustigen Fragmenten", der Tagesspiegel hingegen erlebte mit ihrem "Lenz" in der Box des DT Berlin einen Abend "von beißender Klarheit".

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