Theater:Freiheit im Geist

Transforming Faust Pathos

Elvis (Sophie Engert) und der Pfau (Piroska Móga); im Hintergrund Anastasia Papadopoulou und Martin Clausen.

(Foto: Gunter Bieringer)

"F.M.G. - Transforming Faust I und II" im Pathos-Theater ist ein Kaleidoskop der spielerischen und intellektuellen Möglichkeiten, mit Leichtigkeit und Zauber

Von Egbert Tholl

Vielleicht ist am besten, sich an Goethe selbst zu halten: "Es hat wohl einen Anfang und ein Ende, allein ein Ganzes ist es nicht", sagte der über seinen "Faust". Dankenswerterweise findet sich dieses Zitat im Pressematerial der Produktion, da weiß man gleich, wie der Hase läuft. Oder: Wohin die Orange rollt. Mit einer Orange, die sie als wunderschöner Pfau auf dem Boden zerfleischt, spielt Piroska Móga ihre Version der "Faust"-Geschichte. Später erzählt sie die als Puppentheater, bei dem Faust beim Sex mit Gretchen der Schirm aufgeht. Móga spielt daneben auch noch Geige, das kann sie sehr gut, was man übrigens auch am Sonntag erleben kann, weil sie da "Koda" zeigt, die Geschichte einer Freundschaft von zwei Freundinnen und zwei Geigen (mit Anita Bognár, 19 Uhr).

Angelika Fink hat mit sechs Performern aus Ungarn, der Türkei und Deutschland im Pathos-Theater ein "Faust"-Kaleidoskop erarbeitet, in dem intellektuelle Variationen (Dramaturgie: Barbara Balsei) neben eigenen Ideen der Ausführenden und wundersamen Vorgängen stehen. Letztere kann man mitunter kaum erklären, aber man schaut sie sich furchtbar gerne an. Denn zum einen ehrt Astrid Behrens das Wesen des Raums, begreift ihn als Mitspieler, entdeckt bislang unbekannte Details wie einen alten Lastenaufzug. Das Ganze ist wunderschön. Und muss bleiben! Hallo Kulturreferat!

Zum anderen sind die Sechs eine tolle Truppe. Sophie Engert singt und spielt Elvis, warum, weiß man nicht so recht. Aber egal. Martin Clausen rezitiert mit Akribie Goethe, Anastasia Papadopoulou ist ein leuchtendes Abbild aller Walpurgisnächte, vielleicht, Maté Czako und Caglar Yigitogullari sind grandiose Körpertiere. Yigitogullari gab vor neun Monaten sein Engagement auf Lebenszeit am Istanbuler Theater auf und ging nach Deutschland, weil er die Enge in seiner Heimat nicht mehr aushielt. Er sucht Freiheit.

Die findet er nun auch in "F.M.G. - Transforming Faust I und II". Ausgehend von einem noch einigermaßen konzise zu erspürenden "Faust I" mit Erkenntnis- und Leibesdrang bewegt man sich bald in die ja schon im Original assoziative Welt von "Faust II", ohne diese zu wörtlich zu nehmen. Sie wird Folie aller möglichen weiterführenden Gedanken, die in ihrer äußeren Form Tanz und Ballett sein können, auch ein aberwitziger, polternder Auftritt eines Orchesters, erfunden von Joe Masi und gespielt von den sechs Performern. So witzig, verstiegen, poetisch, seltsam das Panoptikum auch ist, hier wird gemeint, was gesagt und gemacht wird, hier wird sich nicht hinter post-irgendwas Ironie versteckt. Und doch ist es immer leicht, schlichtweg bezaubernd.

F.M.G. - Tranforming Faust I Und II, Pathos-Theater, 10., 15., 16. Februar, 20 Uhr

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: