Theater:Dramatiker Tankred Dorst ist tot

Tankred Dorst gestorben

Der Autor Tankred Dorst, aufgenommen am 15.06.2012 in Wiesbaden

(Foto: dpa)

Er war einer der meistgespielten Autoren des deutschen Gegenwartstheaters. Nun ist Tankred Dorst im Alter von 91 Jahren gestorben.

Tankred Dorst ist tot. Der Schriftsteller und Dramatiker ist am Donnerstag im Alter von 91 Jahren in Berlin gestorben, wie der Suhrkamp Verlag mitteilte.

Dorst war einer der meistgespielten Autoren des deutschen Gegenwartstheaters, in seinen mehr als 50 Stücken hat sich der vielfach preisgekrönte Dramatiker auf unterschiedlichste Weise mit den Fragen der menschlichen Existenz auseinandergesetzt. Als Dorsts schönstes und größtes Drama gilt "Merlin oder Das wüste Land". Sein Panoptikum um den Zauberer und Teufelssohn Merlin besticht bis heute mit seiner bildreichen Sprache.

Dorst wurde am 19. Dezember 1925 in Oberlind bei Sonneberg in Thüringen als Sohn eines Maschinenfabrikanten geboren. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1947 studierte er zunächst Germanistik und Theaterwissenschaften in München. Den Weg zum Theater fand er über eine studentische Marionettenbühne, für die er seine ersten Stücke schrieb. Er wollte, wie er sagte, "die Welt, wie sie ist, noch einmal schreiben".

Seit Anfang der 70er Jahre arbeitete er künstlerisch eng mit seiner Lebensgefährtin und späteren Frau Ursula Ehler zusammen. Die beiden erarbeiteten die Stücke im Dialog und betrieben das Schreiben als Lebensform. In einem Apothekerschrank in ihrer Wohnung verwahrten sie Einfälle, Rohfassungen, Blätter mit Dialogen. Zu seinem runden Geburtstag vor eineinhalb Jahren gratulierten namhafte Regisseure wie Dieter Dorn, David Mouchtar-Samorai und Jossi Wieler - und gingen vor dem Meister buchstäblich in die Knie. Dorst konnte sich aufgrund eines Trümmerbruchs in der rechten Schulter nicht gut bewegen und blieb in seinem Stuhl sitzen.

In seiner Arbeit entzog sich Dorst stets der Einordnung in feste Kategorien. Er griff mythische oder historische Stoffe auf, schrieb Märchenstücke und Parabeln und reagierte auch auf aktuelle politische Entwicklungen. 1999 etwa wurde in München das unter dem Eindruck des Bosnienkrieges geschriebene Stück "Große Szene am Fluss" uraufgeführt. Im Februar 2005 feierte der Dramatiker mit der Uraufführung seines Dramas "Wüste" in Dortmund einen weiteren Erfolg - ein Meisterwerk voller Altersweisheit, Nachdenklichkeit, Skepsis und Humor.

"Ich selbst schwanke zwischen Optimismus und Pessimismus", sagte Dorst einmal. "Jeder Mensch hat eine persönliche Utopie, wie das Leben sein sollte, und erlebt dann eine Enttäuschung, dass es nicht so ist."

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