Theater:Der Prototyp aller Eheschlachten

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Sie können nicht mit-, aber auch nicht ohne einander: Martha und George, gespielt von Corinna Kirchhoff und Wolfgang Michael. (Foto: Birgit Hupfeld)

Vierstündiger Schlagabtausch: Stephan Kimmig inszeniert in Frankfurt in werktreuer Ausführlichkeit Edward Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?"

Von Jürgen Berger

Die Eheleute Martha und George sind berühmt für ihre Boshaftigkeit. Martha ist zutiefst unzufrieden und münzt all ihre Verzweiflung in Schmähtiraden um. Zwar gehört der Mann an ihrer Seite als Geschichtsprofessor dem gehobenen universitären Milieu an, trotzdem hält sie ihn für den größten aller lebenden Versager. George versucht das mit einer gut gefüllten Hausbar im Rücken auszusitzen. Die Schlachtplatte ist angerichtet. Die kampferprobten Eheleute warten nur noch auf ihre Gäste - ihr Publikum: Nick und Honey. Das junge Paar erscheint spät in der Nacht zu einer Afterparty und muss sich im Wohnzimmerstellungskrieg mit der ihm zugewiesenen Statistenrolle begnügen. Das war schon immer so, seit Edward Albee 1962 mit "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" schlagartig berühmt wurde und Elizabeth Taylor vier Jahre später an der Seite von Richard Burton in der Hollywood-Verfilmung vorführte, wie furios Frauen hassen können, was sie so sehr zu lieben meinen. Albees Kunst der dialogischen Paarzerfleischung hat Schule gemacht, siehe Yasmina Reza.

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