Theater:Charmant verpackt

Liebe ist Pasinger Fabrik

Der coole Gangsta-Rapper Kerem (Serzan Celik) und die brave Streberin Lena (Nicky Taran) strapazieren die Nerven ihrer Eltern.

(Foto: Marianna Ölmez)

In "Liebe ist . . . kein Plan", dem dritten Stück ihrer Trilogie, kommt Marianna Ölmez mit pädagogischen Botschaften daher, die nicht nerven

Von Petra Hallmayer

Lässig hingelümmelt, hört Kerem dröhnend laut einen Rap-Song, in dem "Kanaken in Rage" geraten. Seine Mutter wird schon seit einiger Zeit nicht mehr mit ihm fertig und will ihn in die Türkei schicken. Lena ist eine Musterschülerin und Mustertochter, doch kurz vor ihrem 18. Geburtstag beschließt sie, aus dem Gefängnis, das für sie aus Leistungs- und Erfolgszwang besteht, auszubrechen. Sie möchte Kerem helfen und ihren Eltern eine Lektion erteilen. Gemeinsam verschwinden die beiden Teenager und stellen den Eltern telefonisch Aufgaben, die diese zusammen lösen müssen, wenn sie ihre Kinder wiedersehen wollen. Die Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Marianna Ölmez zeigt in der Wagenhalle der Pasinger Fabrik junges postmigrantisches Volkstheater, das leichthändig ironisch mit Klischees und Vorurteilen spielt. Kerems Mutter Aylin (Marianna Ölmez), die in Streitfragen keine Widerrede duldet, liefert sich mit ihrem konfliktscheuen Mann Sinan (Wini Gropper) wortwitzige Dialoggefechte. Holger (Robert Lansing) behandelt seine Frau Hannah (Esther Kuhn) wie ein Dummerchen.

Die pseudoliberale Fassade des arroganten Besserwissers bricht rasch ein und enthüllt seinen Akademikerdünkel und Rassismus. Während die Erwachsenen sich zanken und in die Rolle von Schülern schlüpfen, inklusive Spicken und Papierkugeln-Spucken, merken sie, dass sie ihre Kinder kaum kennen. Zugleich nähern sich der supercoole Gangsta-Rapper und soziale Loser Kerem (klasse: Serzan Celik) und die brave Streberin Lena (Nicky Taran) einander an; beide sind auf unterschiedliche Weise unglücklich.

Ölmez' Stück, mit dem sie ihre "Liebe ist . . ."-Trilogie abschließt, hat pädagogische Botschaften, aber sie verpackt sie so charmant, dass das nie nervt. Manchmal hätte sie das Tempo etwas anziehen können, doch über kleine Schwächen sieht man an diesem Abend gerne hinweg. Mit "Liebe ist . . . kein Plan" glückt Ölmez eine rundum liebenswerte und sehr lustige Komödie mit ernsten Untertönen für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund und Erwachsene.

Liebe ist. . . kein Plan, Sa. und So., 14. und 15. Nov., 19.30 Uhr, Wagenhalle in der Pasinger Fabrik, August-Exter-Str. 1

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