Theater Basel:Wer will schon nach Moskau

Simon Stone macht aus Tschechows "Drei Schwestern" ein völlig neues Stück. Es spielt radikal in der globalisierten Gegenwart, aber dennoch im Geiste des Autors. Und es bietet bestes Schauspielertheater.

Von Jürgen Berger

Dass sich Tschechows melodramatisches Provinzpersonal in einer sachlichen Ferienvilla wiederfinden würde, wie man sie sich in bester Lage an einem Schweizer See vorstellen kann, ist nicht wirklich naheliegend. In Basel ist das jetzt so. Lizzie Clachan hat das Prachtexemplar einer funktionalistischen Architektur-Moderne zweieinhalbstöckig auf die Bühne des Schauspielhauses gebaut, wo es sich dreht und Einblicke ermöglicht. Glasfronten, kleine Fenster, Treppen, ein großer Wohnraum, Schlafzimmer, eine Toilette gleiten vorbei. Der Zuschauer sitzt wie ein staunendes Kind vor einem Adventskalender und ist Zeuge eines Panoptikums hochfahrender Zukunftspläne und krass scheiternder Lebensentwürfe. Im Zentrum die drei berühmtesten Schwestern der Theatergeschichte. Ihr Problem: die Sehnsucht nach einem anderen Leben.

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