"The Equalizer" im Kino:Brutal im Baumarkt

Kinostart - 'The Equalizer'

Denzel Washington als Kleinbürger McCall, der Ex-CIA-Angestellter ist und schließlich zu "The Equalizer" wird.

(Foto: dpa)

In "The Equalizer" greift Denzel Washington hart durch. Sehnen sich die Amerikaner nach einem Ersatz-Obama, der endlich richtig aufräumt?

Von David Steinitz

Der scheinbar brave Baumarkt-Filialleiter Robert leidet an Schlaflosigkeit, weshalb er nachts immer in einem Diner sitzt. Also an jenem Ort, an dem im amerikanischen Kino traditionell die Träume und Albträume zusammenfließen, es aber auch rund um die Uhr Spiegeleier gibt. Dort schmökert er sich durch die Weltliteratur, aktuell: "Der alte Mann und das Meer". Ob das Buch denn gut ausgehe, fragt ihn die blutjunge Prostituierte Teri (Chloë Grace Moretz in einer "Taxi Driver"-Gedächtnisrolle), die auf Kunden wartet. Da seufzt Robert, weil er weiß, dass die großen Klassiker ihre Wahrheiten nicht in Schwarz oder Weiß enthüllen, sondern in bedrohlichem Grau.

Er hingegen hat verstanden, wo die Grenzen zwischen Gut und Böse liegen: Als Teri von ihrem Zuhälter krankenhausreif geprügelt wird, sucht Robert ihn und seine Kumpane in ihrem, na ja, Zuhälterbüro auf und braucht - Stoppuhr! - genau 19 Sekunden, um alle im Raum umzubringen. Robert hat früher bei der CIA gearbeitet. Jetzt beschließt er, als nächtlicher Racheengel durch die City zu ziehen und jene fiesen Nachtgestalten im düsteren Boston zu beseitigen, die der Staatsgewalt durch die Lappen gehen.

Aufruf zur Selbstjustiz

Nach Roland Emmerichs "White House Down" im letzten Jahr, mit Jamie Foxx als Präsident an der Panzerfaust, könnte der schwarze (Ex-)Staatsbedienstete, der im Gegensatz zur echten Administration ordentlich aufräumt, langsam fast ein eigenes Kinogenre werden. In der gleichnamigen "Equalizer"-Fernsehserie aus den Achtzigern, auf der der Film lose basiert, war Robert noch ein weißer Herr im Trenchcoat, der im Jaguar herumfuhr. Aber Regisseur Antoine Fuqua und Hauptdarsteller Denzel Washington legen ihn als Kleinbürger und Ersatz-Obama an. Die amerikanischen Zuschauer scheinen sich eine Exekutiv-Gewalt vom Format dieser Figur gewünscht zu haben, "The Equalizer" ist dort ein Riesenhit. Fuqua und Washington haben 2001 schon gemeinsam den Cop-Thriller "Training Day" gemacht, eins der letzten Großstadt-Zeitgeist-Porträts vor 9/11. Auch ihren "Equalizer" verstehen sie als ganz persönliche Zeitgeist-Geschichte. Nur: Falls der Film noch eine andere Botschaft als den Aufruf zur Selbstjustiz hat, ist sie sehr gut versteckt.

Zum Schluss schlachtet Robert eine ganze Gangsterbande im Baumarkt ab. Das filmt Fuqua aus einer devoten Froschperspektive und in Zeitlupe, während ein dünner Schleierregen aus der Sprinkleranlage sich mit den dicken Blutströmen mischt. Dem Film vorangestellt ist ein Zitat von Mark Twain: "Die zwei wichtigsten Tage in deinem Leben sind der Tag, an dem du geboren wirst, und der Tag, an dem du herausfindest, warum."

The Equalizer, USA 2014 - Regie: Antoine Fuqua. Buch: Richard Wenk. Mit: Denzel Washington, Chloë Grace Moretz. Sony, 131 Min.

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