Trailerpremiere "Angels' Share":Schluck für Schluck zum besseren Leben

Er ist der Meister des sozialen Dramas, doch in Cannes präsentierte Ken Loach nun einen Film, bei dem er seine Ideale in eine Komödie hinüberrettete. In "Angels' Share" geht es um vier Loser, die zum ersten Mal in ihrem Leben eine Chance bekommen - dem Whisky sei Dank. Sehen Sie hier exklusiv den offiziellen Trailer dieses schreiend komischen Meisterwerks.

Susan Vahabzadeh

Je düsterer die wirtschaftliche Zukunft des Abendlandes aussieht, desto mehr muss das Kino seiner Uraufgabe nachkommen und auf sonnigere Gedanken bringen. Sogar der britische Regisseur Ken Loach, einer der letzten Vertreter des linken politischen Kinos, hat mit seinem neuen Film "Angels' Share" einen zum Schreien komischen Film gemacht; und er hat es dabei sogar geschafft, all seine Ideale in eine Komödie hinüberzuretten.

Der Menschheit größter Feind mag die eigene Dummheit sein, aber Loachs Vollidioten sind wenigstens lernfähig.

"Angels' Share" spielt in Schottland. Zu Beginn des Films lernen wir erst einmal eine Reihe von Kids kennen, die in Glasgow vor Gericht stehen, für ziemlich absurde Straftaten: Papageienraub, beispielsweise.

Drei von ihnen sind lupenreine Trottel, bei Robbie, dem vierten im Bunde, sieht die Sache schon anders aus, er wird immer wieder in richtig brutale Schlägereien verwickelt - und allein kommt er da nicht heraus, er ist in den Mechanismen eines schlechten Viertels gefangen.

Alle vier haben eine große Klappe, sie hören sich witzig an, aber sie kriegen nichts auf die Reihe. Loach ist 76 Jahre alt - aber er kann mit Jugendlichen, ihrer Sprache und ihrem Trotz, mehr anfangen als viele Filmemacher, die gerade selbst noch Kids waren.

Loach wäre nicht Loach, glaubte er nicht an das Gute im Menschen, daran, dass sich in jedem ein wenig Potential verbirgt, dass mit ein wenig Fürsorge für so ziemlich jede Biographie noch einmal neue Weichen gestellt werden können.

Ein Raub, bei dem kein Schaden entsteht

Die vier haben zum ersten Mal in ihrem Leben Glück: Sie werden zu Sozialarbeit verdonnert, und ihr Betreuer nimmt seinen Job richtig ernst. Er kümmert sich um die Kids - und so passiert es, dass er sie mitnimmt in eine Whisky-Destillerie, wo sich herausstellt, dass Robbie, der gerade Vater geworden ist und endlich solide werden will, ein besonders feines Näschen hat für geistige Getränke.

Seine neue Begeisterung für schottischen Whisky lässt sich dann tatsächlich als Zukunftschance nutzen, wenn auch nicht auf ganz legalem Weg. "Angels' Share" entwickelt sich zu einer Art "Ocean's Four", ein Raub, bei dem kein Schaden entsteht - die Kids mopsen ein wenig Whisky, der so alt ist, dass er sowieso nur bei einem reichen Sammler im Trophäen-Keller gelandet wäre.

Man kann bei diesem Film wirklich nicht behaupten, er predige zu den Konvertierten. Die Typen, die er zeichnet, hätten selbst einen Riesenspaß in diesem Film, würden sie sich denn über die Schwelle eines Arthouse-Kinos trauen.

Mit entwaffnender Warmherzigkeit inszeniert Loach einen moralisch vertretbaren Coup: Der Anteil der Engel, das ist der Whisky, der mit jedem Jahr der Lagerung aus den Fässern verdunstet - ein wenig Schwund ist immer dabei, und wer weiß schon so genau, wieviel Engel trinken?

Der Film kommt am 18. Oktober in die deutschen Kinos.

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