Tanztheater:Mobbing und so

Adolphe Binder wird ab 2017 in der Nachfolge von Pina Bausch das Wuppertaler Tanztheater leiten. In Göteborg, wo sie zuletzt Chefin der Tanzkompanie an der Oper war, wurden nun Vorwürfe gegen sie laut - anonym lanciert und nicht haltbar.

Von Dorion Weickmann

Es war kein Abgang mit Ansage, aber auch keiner im Eklat: Vor kaum zwei Wochen hat Adolphe Binder ihren Posten als Künstlerische Direktorin der GöteborgOperans Danskompani geräumt, des Tanzensembles der Göteborger Oper. Ab 2017 wird sie das Tanztheater Pina Bausch in Wuppertal leiten, darauf will sie sich in Ruhe vorbereiten. Zuerst wird sie allerdings den Packen schmutziger Wäsche wegräumen müssen, den irgendwer zum Abschied aus der Schublade gezogen und der Lokalzeitung angedient hat. Anonym, versteht sich.

"Mobbing" lautet der eine Vorwurf, "Günstlingswirtschaft" der andere. Binder, stand da zu lesen, habe die Tänzer in diktatorischer Manier unterdrückt und der eigenen Lebensgefährtin lukrative Video-Aufträge zugeschanzt, an allen Operngremien vorbei. Damit die skandalöse Kunde garantiert auch Wuppertal und Binders künftige Tanztheater-Schutzbefohlene erreicht, wurden die Artikelinhalte gezielt lanciert.

Binder wertet die Attacke als Schmutzkampagne, die ihren Ruf ruinieren und ihre Erfolge diskreditieren soll. Auch die Göteborger Oper, von der SZ um eine Stellungnahme gebeten, bescheinigt der "starken und hochkreativen Künstlerischen Direktorin" eine "exzellente Arbeit". Sie habe die Danskompani herausragend profiliert und international so gut positioniert, dass man sich vor Gastspielanfragen kaum retten könne. Zwar gab es bisweilen Rangeleien um Führungsfragen, doch die positive Bilanz der Ära Binder schmälere das nicht.

Offensichtlich hat das Presseorgan, das sich als publizistischer Verstärker für die interne Nachtreterei hergab, nicht nachgefragt. Weder prüfte es im Ensemble, ob die Anschuldigungen stimmen, noch recherchierte es dem Nepotismus-Verdacht hinterher. Sonst hätte es erfahren, was Adolphe Binders Ex-Tänzer und ihre Lebensgefährtin nun von sich aus sogar schriftlich bekunden: Dass die Darstellung weder im einen noch im anderen Fall zutrifft. Die Wuppertaler können also beruhigt in die Zukunft sehen.

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