"Tagesthemen" im Quotentief:Krisenstimmung bei der ARD

Verwirrende Anfangszeiten bei den Nachrichten, Personalwechsel, Quotenknick. Und in der Erwartung auf das schlechteste Ergebnis in der Geschichte. ARD und ZDF sind auf der Suche nach Erklärungen: "Die Zahl der Piranhas, die die großen Fische jagen, nimmt zu."

Nein, es läuft gerade gar nicht gut bei den Öffentlich Rechtlichen. Verwirrende Anfangszeiten, Personalwechsel, Quotenknick. Jetzt hat sich ARD-Chefredakteur Thomas Baumann die wechselnden Anfangszeiten der "Tagesthemen" vorgenommen. Mittlerweile starte die von Tom Buhrow und Caren Miosga moderierte Nachrichtensendung auch donnerstags "nur noch auf dem Papier" um 22.15 Uhr, sagte Baumann dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

"Tagesthemen" im Quotentief: Neue "Tagesthemen"-Frau Caren Miosga: Moderation um 22.15 Uhr "nur noch auf dem Papier".

Neue "Tagesthemen"-Frau Caren Miosga: Moderation um 22.15 Uhr "nur noch auf dem Papier".

(Foto: Foto: Screenshoot)

Seitdem dort Shows wie die "Bambi"-Verleihung oder vergangene Woche die "José-Carreras-Gala" mit Überlänge liefen, "haben wir von Mittwoch bis Sonntag keine einheitliche Zeit für die "Tagesthemen" mehr", sagte er. "Das ist ein großes Problem. Die Zuschauer wissen überhaupt nicht mehr, wann sie einschalten sollen." Er habe diese Kritik auch schon bei den ARD-Intendanten vorgebracht. Weiterhin warnte Baumann nach SZ-Informationen in einer Runde von ARD-Chefredakteuren eindringlich, dass der Marktanteil der "Tagesthemen" erstmals "unter die Grenze von zehn Prozent zu rutschen" drohe.

Die ARD müsse das Flaggschiff "Tagesthemen" in der künftigen Programmplanung besser pflegen, sonst könne es dauerhaft Schaden nehmen, sagte er nun weiter dem Spiegel. In der abgelaufenen Woche standen die "Tagesthemen" nur an drei von sieben Tagen um 22.15 Uhr im Programm, ansonsten starteten sie später, am Freitag sogar erst um 23.10 Uhr.

"Kein Anlass zur Sorge"

Da passt es, dass der Spiegel aktuell meldet, dass für die ARD und das ZDF das Jahr 2007 gemessen an der Zuschauergunst aller Voraussicht nach das schlechteste ihrer Geschichte war. Nach den Prognosen der TV-Sender wird das Erste trotz Quotenbringern wie Volksmusikmoderator Florian Silbereisen dieses Jahr nur mit einem Marktanteil von 13,4 (Vorjahr: 14,2) abschließen. Bisher war der Tiefpunkt das Jahr 2005 mit 13,5 Prozent. Das ZDF kommt demnach voraussichtlich auf nur noch 12,8 Prozent (Vorjahr: 13,6). Bislang lag der Minusrekord bei 13,0 Prozent im Jahr 2001.

Beiden fehlte die Fußballweltmeisterschaft als Zuschauermagnet. ARD-Programmchef Günter Struve sieht dennoch "keinen Anlass zur Sorge: Das Erste bleibt das meistgesehene Vollprogramm im deutschen Fernsehen". Der geringere Marktanteil sei ein "Schönheitsfehler", aber "nicht hausgemacht", sagte er dem Magazin. Das Problem ergebe sich daraus, dass beim TV-Konsum der gesamte Kuchen unter immer mehr Sendern aufgeteilt werde.

Ähnlich sieht es ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut: "Die Zahl der Piranhas, die die großen Fische jagen, nimmt zu." 1991 gab es in Deutschland laut ZDF noch 83 Sender, die einen Marktanteil unter 0,5 Prozent hatten, 2007 waren es 482. Das insgesamt schwache öffentlich-rechtliche Auftreten erklärt Bellut auch damit, dass "2007 kein Jahr der Information war".

Für die großen Privatsender ist die Bilanz laut Spiegel eher gemischt. RTL sei mit 12,5 Prozent (Vorjahr: 12,8) so schlecht wie seit 1990 nicht mehr. Sat.1 und ProSieben lägen mit 9,6 Prozent und 6,5 Prozent (Vorjahr: 9,8 und 6,6) unter dem Niveau von 1991. Nur Vox könne mit 5,7 Prozent (Vorjahr: 4,8) einen neuen Rekord aufstellen. Die Dritten kämen auf 13,3 Prozent (Vorjahr: 13,5).

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