Swing-Legende:Jazz-Gitarrist Coco Schumann ist tot

Swing-Legende: Coco Schumann bei einem Auftritt in Dachau im Jahr 2001.

Coco Schumann bei einem Auftritt in Dachau im Jahr 2001.

(Foto: DAH)
  • Der deutsche Jazz-Gitarrist Coco Schumann ist im Alter von 93 Jahren gestorben.
  • Schumann spielte Jazz und Swing im Berlin der Dreißiger, als Sohn einer Jüdin wurde er von den Nazis verschleppt und ins KZ Auschwitz deportiert.
  • Nach dem Krieg kehrte Schumann nach Berlin zurück und spielte erfolgreich in Tanz- Radio- und Fernsehbands.

Coco Schumann, Jazz-Gitarrist, Swing-Legende und KZ-Überlebender, ist tot. Schumann starb am Sonntag im Alter von 93 Jahren in Berlin, wie seine Plattenfirma Trikont unter Berufung auf seine Familie in München bestätigte.

Der Musiker wurde 1924 als Heinz Jakob Schumann in Berlin geboren. In den Dreißigerjahren lernte er dort die neuaufkommenden Musikrichtungen Jazz und Swing kennen und lieben. Schon als Jugendlicher spielte er in verschiedenen Swing-Bands, Gitarre und Schlagzeug brachte er sich selbst bei. Seinen späteren Künstlernamen "Coco" gab ihm seine damalige französische Freundin, die Schumanns Vornamen Heinz nicht aussprechen konnte und den zweiten Vornamen Jakob zu "Coco" vereinfachte.

Schumanns Mutter war Jüdin, sein Vater war vor der Hochzeit vom Christentum konvertiert. Von den Nazis wurde Schuhmann deshalb als "Geltungsjude" eingestuft und 1943 verhaftet und ins Ghetto Theresienstadt deportiert. 1944 wurde er ins KZ Auschwitz-Birkenau gebracht, 1945 nach Kaufering, ein Nebenlager des KZ Dachau. Im April wurde er von amerikanischen Soldaten befreit, nachdem er mit anderen Häftlingen auf einen Todesmarsch in Richtung Innsbruck geschickt wurde.

Nach dem Krieg kehrte Schumann nach Berlin zurück, wo er als einer der ersten deutschen Künstler in der Nachkriegszeit mit einer E-Gitarre arbeitete. Schumann trat bei Konzerten und Radioübertragungen auf und nahm Schallplatten auf. Unter eigenem Namen spielte er Jazz und Tanzmusik, unter dem Pseudonym "Sam Petraco" komponierte er lateinamerikanisch inspirierte Unterhaltungsmusik.

Nachdem er sich in den Achtzigerjahren aus der Musik zurückgezogen hatte, kehrte Schumann zehn Jahre später mit dem "Coco Schumann Quartett" zu seinen Wurzeln im Jazz und Swing zurück. 2012 trat er auf einem Festakt im Jüdischen Museum Berlin anlässlich der Unterzeichnung eines neugefassten Entschädigungsabkommens zwischen der Bundesrepublik und der jüdischen Organisation Jewish Claims Conference auf.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: