Streit ums DHM:Haus ohne Führung

Nach schier endlosen Querelen und etlichen flauen bis verunglückten Ausstellungen muss Alexander Koch als Präsident des Deutschen Historischen Museums wohl seinen Hut nehmen.

Von Stephan Speicher

So lange schon wurde die Nachricht erwartet, dass man jetzt, wo sie eingetroffen ist, fast überrascht ist: Alexander Koch, Präsident des Deutschen Historischen Museums (DHM), steht vor dem Ausscheiden. Noch wird es nicht offiziell bestätigt. Aber der Pressesprecher der Kulturstaatsministerin, Hagen Philipp Wolf, dementiert die Meldungen nicht, sondern erklärt, dass es am Dienstag dieser Woche eine Kuratoriumssitzung gegeben habe, auf der Personalangelegenheiten beraten worden seien.

Koch hatte das Amt 2011 übernommen und sehr bald schon Unbehagen erregt. Zwei Dinge waren es, die ihn in Misskredit brachten und die jetzt offenbar auch sein Ende im DHM bedeuten. Rasch hatte er sich in zähe Querelen mit seinen Kollegen verstrickt. Das DHM scheint kein ganz einfaches Milieu zu sein, den wissenschaftlichen Mitarbeitern wird starkes Selbstbewusstsein nachgesagt. Koch war offenbar nicht imstande, damit umzugehen. Vor zwei Jahren musste sogar ein Mediator von außen berufen werden.

Aus den Vorzügen des DHM folgen Ansprüche

Und Koch, der im Inneren unglücklich agierte, war auch nicht imstande, nach außen zu wirken. Die von ihm verantworteten Ausstellungen wirkten flau, wissenschaftlich unergiebig, oft wie behelfsmäßig zusammengeschoben, im besten Fall didaktisch aufwendig. Bereits die Ausstellung über das Nachwirken Friedrichs II. im Frühjahr 2012 fiel durch den mageren Katalog auf, ohne die wissenschaftliche Durcharbeitung, die man bis dahin gewohnt war. Das hatte der neue Chef persönlich so bestimmt, zum Unwillen der Kuratoren. Und der Erste Weltkrieg wurde in einer aufwendigen Ausstellungsarchitektur präsentiert, aber ohne jene Fragen, die die Ausstellung über das simple Finderglück hinausgehoben hätte.

Das DHM hat manche Vorzüge. Im barocken Zeughaus Unter den Linden liegt es auf dem Berliner Präsentierteller. Es wird gut besucht, die finanzielle Ausstattung durch den Bund ist großzügig. Aber daraus folgen auch Ansprüche. Der Gründungsdirektor, Christoph Stölzl, hatte eine glückliche Hand. Ihn zeichnete die Freude an den Exponaten aus wie den Willen, etwas zur deutschen Geschichte zu sagen. Auch wo er gelegentlich etwas zu fix und unterhaltlich war, empfahl er als guter Gastgeber sein Haus und die dort verhandelten Fragen - und, das muss doch festgehalten werden, es waren ernsthafte Fragen. Der Nachfolger, Hans Ottomeyer, war mehr ein Mann des Sammelns als des Ausstellens. Das merkt man auch der von ihm neu erarbeiteten Dauerausstellung an. Aber an der Solidität seiner Arbeit konnte man nicht zweifeln.

Wer wird der Nachfolger?

Als über seine Nachfolge zu entscheiden war, kam Matthias Puhle, Direktor des Kulturhistorischen Museums Magdeburg, ins Gespräch. Er hatte sich durch aufsehenerregende, dabei substanzielle Sonderausstellungen empfohlen, wurde aber der SPD zugerechnet. So kam die Stunde Alexander Kochs. Er hatte in Speyer auf sich aufmerksam gemacht und wurde von Bernhard Vogel, dem langjährigen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, nach vorn geschoben. Kulturstaatsminister Bernd Neumann, dessen Vorzug die Beratbarkeit war, hörte auf diese Empfehlung, aber auch er schon verweigerte Koch die Entfristung des Vertrages. Wer nun kommen wird, ist noch nicht entschieden. Aber die Schwierigkeiten mit dem DHM dauern so lange schon, dass die Entscheidung vorbereitet sein dürfte.

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