Streit um "Die fünfte Gewalt":Whistleblower stänkern gegen Wikileaks-Film

Kaum ist der Trailer zum neuen Wikileaks-Film "Die fünfte Gewalt" öffentlich zu sehen, erhitzt er schon die Gemüter. Via Twitter ruft die Enthüllungsplattform zum Boykott auf. Für Julian Assange ist der Film, der im Oktober ins Kino kommt, ein "massiver Propaganda-Angriff". Nun antwortet Regisseur Bill Condon.

Von Johannes Spengler

Erst an diesem Dienstag wurde der Trailer zum kommenden Wikileaks-Film "Die fünfte Gewalt" veröffentlicht, und schon sorgen die knapp zweieinhalb Minuten für heftige Diskussionen. Die Enthüllungsplattform selbst hat via Twitter zum Boykott des Spielfilmes aufgerufen. Darin würde impliziert, dass Wikileaks Iran Atombomben verschafft hätte und dass durch die Enthüllungen der Website 2000 Menschen gestorben wären. So der Vorwurf der Whistleblowing-Seite.

Diese Kritik bezieht sich auf eine Filmszene, die in einem iranischen Militärkomplex spielt und zeigt, wie ein iranischer Informant sich mit amerikanischen Geheimdienstagenten trifft. Später gerät er durch die Enthüllungen von Wikileaks in Lebensgefahr. In dem Trailer vom Dienstag kommt diese Szene allerdings nicht vor. Regisseur Bill Condon sagte in einem Interview mit Yahoo! Movies, dass die Sequenz auch in der finalen Version des Films überhaupt nicht vorkommen werde.

Für Wikileaks macht das keinen Unterschied. Schließlich sei die Szene vorgesehen und noch in der finalen Version des Drehbuchs enthalten gewesen. Die Plattform reagiert auf Condons Äußerung mit einem weiteren Tweet:

Der Film "Die fünfte Gewalt" basiert auf dem Buch "Inside Wikileaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt", in dem der Deutsche Daniel Domscheit-Berg (im Film von Daniel Brühl gespielt) die Geschichte der Plattform aufarbeitet. Domscheit-Berg war lange Zeit die rechte Hand von Assange, bis er sich 2010 von Wikileaks trennte und mit Assange brach. Benedict Cumberbatch, der Assange spielt, stand laut Condon in persönlichem Kontakt mit dem Whistleblower. "Letztlich hatte Benedict via Mail den direkten Draht zu Assange. Leider hat Assange sich geweigert, ihn zu treffen, aber sie haben sich geschrieben, auch während der Dreharbeiten."

Glücklich scheint der Mailverkehr jedoch nicht verlaufen zu sein. Laut Condon bezeichnetee Assange "Die fünfte Gewalt" als Anti-Wikileaks-Film. "Assange neigt dazu die Debatte um Wikileaks mit einer Debatte um seine eigene Person zu verwechseln", sagte Condon Yahoo! Movies. Es ist nicht das erste Mal, dass Assange sich kritisch zu dem Film äußert. Bereits im Januar bezeichnete er "Die fünfte Gewalt" als einen "massiven Propaganda-Angriff" auf Wikileaks, wie der britische Guardian berichtet.

Im Oktober soll der Film in die Kinos kommen. Es ist nicht die erste filmische Auseinandersetzung mit Assange und seiner Enthüllungsplattform. Erst in der vergangenen Woche lief die Dokumentation "We Steal Secrets" von Oscar-Preisträger Alex Gibney in Deutschland an. Auch dieser Film erntete vor allem Kritik von Wikileaks, er wurde als "verzerrend" und "fehlerhaft" bezeichnet.

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