Stephen King wird 60:Unser tägliches Grauen gib uns heute

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Seine Fans lieben ihn, viele Literaturkritiker verachten ihn. Aber eines ist unbestritten: Kein Anderer lehrt seine Leser so konstant das Fürchten wie Stephen King. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag.

Yale-Professor Harold Bloom sagte einmal nach der Vergabe des National Book Award, einem der renommiertesten Literaturpreise der USA, an seinen Horror-Kollegen: "Dass die Preisverleiher glauben konnten, in seinen Werken stecke auch nur ein bisschen literarischer Wert, ästhetische Errungenschaft oder erfinderische Intelligenz, bezeugt einfach ihre eigene Dummheit.''

60 Jahre sind für ihn noch lange kein Grund, den Stift an den Nagel zu hängen: Schriftsteller Stephen King. (Foto: Foto: dpa)

Ob dumm oder nicht, vielleicht war die Jury des National Book Award von seinen Geschichten, die Ängste illustrieren, die viele Menschen kennen, genauso gefesselt wie die Millionen Fans, die King zum Millionär machten.

Stephen King selbst bezeichnet seine Horrorschocker übrigens mit den Worten: "Meine Bücher sind das literarische Äquivalent eines Big Mac mit einer großen Portion Pommes."

Bevor der in Maine geborene Sohn eines Seemannes jedoch von Big Mac und Pommes leben konnte, musste er eine lange Durststrecke hinter sich bringen. Denn der Durchbruch ließ lange auf sich warten und zunächst konnte er neben seiner Arbeit als Englischlehrer nur in seiner Freizeit schreiben. Permanente Geldsorgen plagten den Schriftsteller und seine Frau Tabitha, die er 1971 geheiratet hatte.

Zu kämpfen hatte King zudem mit seiner Alkoholabhängigkeit, die ihn auch nach seinem Durchbruch nicht loslassen sollte und die er in einigen seiner späteren Romane thematisierte.

Besagter Durchbruch gelang Stephen King 1974 mit "Carrie". Es war sein erstes veröffentlichtes Buch, nachdem diverse Verlage andere Werke bereits abgelehnt hatten. Das Buch, in dem es um ein von seinen Mitschülern gemobbtes Mädchen geht, das sich durch Telekinese rächt, wurde 1976 mit Sissy Spacek unter der Regie von Brian De Palma verfilmt.

Zahllose weitere Verfilmungen sollten folgen, von denen die bekannteste Stanley Kubricks "The Shining" (1980) sein dürfte, in dem Jack Nicholson die Hauptfigur, einen alkoholkranken Schriftsteller, spielte. Derzeit ist mit "Zimmer 1408" von Mikael Håfström eine weitere King-Adaption in den deutschen Kinos zu sehen.

"Die Ängste, die ich entdecke, sind die Ängste aller", sagt der Autor und benutzt dabei alltägliche Erscheinungsformen als Medium für den Schrecken, den er verbreitet. Ob es der Clown ist, das Auto, das Haustier, Handys oder die Nachbarn, stets entpuppt sich scheinbar Harmloses als Heimstatt des Bösen.

Selbst böse mitgespielt wurde dem Autor im Juni 1999, als er von einem betrunkenen Autofahrer überfahren und schwer verletzt wurde. Mit einer mehrfach angebrochenen Wirbelsäule entging King nur knapp dem Tod.

40 Romane und 100 Kurzgeschichten hat der Meister des Horrors bereits geschrieben und 400 Millionen davon verkauft. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Obwohl er nach der Fertigstellung seines Romanzyklus "Der dunkle Turm" eigentlich kürzertreten wollte.

Auf Spannung aus dem Hause King muss wahrscheinlich auch nicht verzichtet werden, wenn der 60-Jährige sich einmal eine längere schöpferische Pause gönnt. Zu Beginn dieses Jahres veröffentlichte nämlich Kings Sohn Joseph Hillstrom King unter dem Namen Joe Hill seinen Debütroman "Blind".

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