Staralbum (19):Tobey Maguire

Dieser Junge sieht aus wie einer, der unschuldig tut und trotzdem immer was plant. Im Leben wie im Film. Letztes Jahr in Venedig zum Beispiel: Da gab sich Tobey Maguire, 24, schweigsam gegenüber den Journalisten, schob Schüchternheit und Therapiebedürftigkeit vor und erklärte, an all den wilden Partygerüchten um ihn und seinen besten Freund, einen gewissen Leonardo DiCaprio, sei absolut nichts dran. Okay, er sei im Jahr 1994 mit Leo in einem Film aufgetreten ("This Boy's Life") - aber seither verbinde sie allenfalls eine lose Bekanntschaft. Die Journalisten nickten eifrig und fingen an, ihn ernst zu nehmen. Schließlich stellte er gerade Lasse Hallströms "Gottes Werk und Teufels Beitrag" vor, wo er - brillant übrigens - die Hauptrolle spielt. Genauso hatte er das geplant.

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Tobey Maguire

Er konnte nicht wissen, dass wir ihn zwei Tage später, um drei Uhr morgens, auf der Terasse des Hotel Excelsior beobachten würden. Da zeigte er plötzlich ein Grinsen, das von Begierde und beinah obszönem Selbstvertrauen zeugte, und redete wie irre auf eine hübsche junge Italienerin ein. Die wollte er, ganz klar, mit aufs Zimmer nehmen. Man konnte sogar verstehen, was er sagte: Es ging um wilde Parties und um Leonardo DiCaprio, "der ist wirklich mein bester Freund, du wirst ihn kennenlernen . . ." Die Italienerin lachte und schüttelte den Kopf - aber sie sah aus wie eine Frau, die gerade dabei ist, ihren Widerstand aufzugeben.

Dieser zweite Tobey Maguire ist zweifellos der echte. Silvester zum Beispiel hat er zum Beispiel mit DiCaprio, Milla Jovovich und Winona Ryder verbracht, das ist verbürgt. Von wegen lose Bekanntschaft. Wenn man genau hinschaut, erkennt man sogar in seinen Filmen, dass er es faustdick hinter den Ohren hat. Zum Beispiel in Ang Lees "Eissturm": Da spielt er einen schüchternen Schüler, der sehr schweigsam wird, als sein Vater mit ihm über Selbstbefriedigung reden will. Einmal fällt ihm seine Angebetete buchstäblich in den Schoß, mit Drogen vollgepumpt - aber mnutzt die Situation nicht aus.Genaugenommen tut er in dem ganzen Film nichts - und schafft es doch, eine Aura von Wut, Begehren und Rebellion um sich aufzubauen. Sein gehetzer Blick und seine hohe, neurotische Stimme prädestinierten ihn dafür, Woody Allens jüngeres Alter ego zu spielen (in "Deconstructing Harry"). Das passt irgendwie, und es zeigt sein Potential. Wir werden ihn also weiter beobachten müssen - denn sicher plant er schon wieder was. kni

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