Staralbum (89):Marlon Brando

malt

(SZ vom 9.8.2001) - Wenn es jemanden gibt, der sich König der Welt nennen darf, dann ist er das. Ganz gleich, ob Brando im hintersten Dschungel residiert, auf den Docks von New York herumstreunt, hinterm Schreibtisch im Hause Corleone thront oder es in einer leeren Pariser Wohnung treibt, stets umgibt ihn etwas Majestätisches. Aber dabei ist immer klar, dass dieser Adel teuer bezahlt ist und er für seine Herrschaft einen Pakt mit dem Teufel eingehen musste.

Marlon Brando (Foto: N/A)

Er mag Fürsten der Finsternis oder gefallene Motorradengel geben, dahinter blitzt jedesmal eine in den letzten Zuckungen befindliche Seele durch, wie ein zu Tode gehetztes Tier, das nochmal wild um sich schlägt. Das allzu ausdrucksvolle Spiel, in dem selbst die Schweißflecken Methode haben, wich irgendwann einer Ökonomie der Mittel, die vollkommene Regungslosigkeit anstrebte. Ein Ächzen, Stöhnen und Raunen schien seine Buddha-Figur fortan zu umgeben, als entwichen ihm unwillentlich die Stimmen all der Geister, die er in sich niedergerungen hat.

Das Abenteuer des Marlon Brando besteht also darin, wie er es schafft, unter den Bergen von Fleisch, von privatem Elend und öffentlicher Karikatur, jenen Jüngling von engelsgleicher Schönheit freizulegen, der immer noch in ihm steckt. Da kann es dann etwa in "Don Juan de Marco" passieren, dass er mit Faye Dunaway an Strand ein Tänzchen wagt - und dabei so leichtfüßig jugendlich beschwingt wirkt, dass einem die Augen übergehen.

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