Staralbum aus der Süddeutschen Zeitung (15):Julianne Moore

Man kann sich nie ganz sicher sein bei Julianne Moore. Sie strahlt Heimeligkeit aus - und bleibt doch fremd und enigmatisch. Ihr offenes Gesicht mit den breiten, fotogenen Backenknochen und den weichen Zügen umgibt fast immer ein Hauch von Melancholie. Ein Redhead, wunderbar und wunderlich zugleich. Sie gehört zu den meistbeschäftigten Actricen ihrer Generation mit 24 Filmen in der letzten Dekade. Zwischen Mainstream- und Independent-Filmen springt sie mühelos hin und her. Sie hat bei Spielberg gespielt (in "Jurassic Park 2") und bei Robert Altman ("Short Cuts"), bei den Coen-Brüdern (als verrückte Performance-Künstlerin in "The Big Lebowski") und bei Louis Malle ("Vanja on 42nd Street"). Bei Paul Thomas Anderson gehört sie zur stock company: in "Boogie Nights" ist sie die verletzliche big mama der Pornofamilie, in "Magnolia" gibt sie ein Porträt in Verzweiflung. Vielleicht ist Julianne Moore, die mit dem jungen Regisseur Bart Freundlich verheiratet ist, die heimliche Muse des postmodernen Hollywood. Ihre beste Rolle bis jetzt hat sie in Todd Haynes' unterschätztem "Safe" gehabt. Eine kalifornische Hausfrau verkörpert sie darin, die allmählich allergisch wird gegen Kleidung, Essen, Sex, Mitmenschen, gegen das ganze 20. Jahrhundert. Gerade mit ihrem kühlen, zurückgenommenen Spiel erzeugt sie die größten Emotionen. Auch bei Neil Jordan spielt sie jetzt eine entfliehende Frau, bei der Sinnlichkeit und Spiritualität von Anfang an eins sind. Demnächst nimmt sie es mit einem Monster auf: in "Hannibal", Ridley Scotts Fortsetzung zu "Das Schweigen der Lämmer" stellt sie die FBI-Agentin Clarice Starling dar.

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Julianne Moore

hasch

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