"Star Wars"-Fan zur Disney-Übernahme:Vergesst uns nicht!

Ein 3D-Film ohne Brille, eine Disney-Hommage und eine Fortsetzung der klassischen Trilogie: "Star Wars"-Fan-Sprecher Marco Frömter erwartet nach der Übernahme von Lucasfilm durch Disney nicht viel weniger als einen filmischen Meilenstein. Sofern die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden.

Vanessa Steinmetz

Marco Frömter (37) ist Sprecher des "Offiziellen Star Wars Fanclubs" (OSWF), der in Deutschland mehr als 3000 Mitglieder hat. Außerdem arbeitet er beim "Star Wars"-Magazin mit, das von dem Club in einer Auflage von 70.000 Exemplaren herausgegeben wird. Als kleiner Junge sieht er eine Reportage über die "Krieg der Sterne"-Filme - und tauscht am nächsten Tag sein Playmobilspielzeug gegen Figuren von Luke Skywalker und Darth Vader. Der Kampf Gut gegen Böse, das "visuelle Eldorado", das sich ihm damals erschloss, fasziniert Frömter bis heute. Seine Einschätzung zur Übernahme von Lucasfilm durch Disney: Es musste ja so kommen.

Süddeutsche.de: Disney kauft Lucasfilm. Blutet Ihnen das Herz?

Marco Frömter: Nein. George Lucas und Disney arbeiten schon seit 25 Jahren zusammen. Und Lucas ist auch in einem Alter, in dem ein Normalsterblicher über die Rente nachdenkt. Irgendwann ist die Zeit halt gekommen, in der er das Zepter aus der Hand geben muss. Eine Übernahme durch Disney ist da das Gescheiteste.

Warum?

Der Disney-Konzern hat längst bewiesen, dass er außerhalb von Mickey Mouse und Donald Duck auch in anderen Sparten erfolgreich sein kann. Zum Beispiel kommen die ganzen Marvel-Filme wie "Spiderman" oder "X-Men" ja auch alle aus dem Hause Disney. Das Potenzial, den hohen Standard von George Lucas weiterzuführen, ist also da.

Dass der auch tatsächlich eingehalten wird, kann Lucas aber nicht mehr garantieren.

Doch, George Lucas steigt ja nicht ganz aus. Lucasfilm wird weiter bestehen und Lucas selber wird als kreativer Berater weiter dort mitarbeiten.

Kann es nicht passieren, dass er nach und nach rausgedrängt wird?

Nein, das glaube ich nicht. Dafür ist er einfach zu wichtig. Selbst der Name im Vorspann ist doch die halbe Miete. Unter den Fans ist George Lucas eine Art Halbgott. Deshalb kann sich Disney gar nicht leisten, ihn einfach rauszudrängen.

Wie könnte ein "Star Wars"-Film von Disney aussehen?

Es gibt Skripte für eine neue Trilogie, die waren Teil des Verkaufs. Ich kann mir vorstellen, dass der Film weit in der Zukunft spielt oder, und das wäre ein großer Wunsch der Fans, die ursprünglichen Planungen für eine dritte Trilogie werden umgesetzt.

Wird sich auch etwas an der Machart ändern?

Es wird mit Sicherheit mit einem neuen "Star Wars"-Film wieder ein neuer Standard gesetzt, so wie "Avatar" in 3D ein Meilenstein war. Denkbar wäre, dass man einen 3D-Film rausbringt, der ohne Brille funktioniert. Solche Sachen erwarte ich eigentlich als Fan. Und möglicherweise ist die Technik bis 2015 auch so ausgereift, dass es funktioniert.

Wenn Luke Skywalker auf Stitch trifft

Welche Fehler darf Disney auf keinen Fall machen?

Disney darf auf keinen Fall die alten Fans vergessen. Ich persönlich bin jetzt 37 Jahre alt und konnte mit "The Clone Wars" nicht mehr so viel anfangen wie mit der klassischen Trilogie. Viele alte Fans, die seit 1978 im Fanclub sind und immer die Fahne hochgehalten haben, brechen nach und nach weg. Mein Wunsch wäre, dass wieder ein bisschen mehr auf dieses Klientel der 20- bis 40-Jährigen geachtet wird.

Frömter

Marco Frömter mit Requisiten aus George-Lucas-Filmen. Fast 30 Jahre hält seine "Star Wars"-Faszination schon an.

(Foto: Marco Frömter)

Wie stellt man das an?

Indem man einen Film macht, der weniger Kinderschauspieler hat und erwachsenengerechter ist. Lucas erzählt seine Filme, genauso wie Steven Spielberg, durch Kinderaugen. Das war in der klassischen Trilogie etwas anders.

Was macht einen erwachsenengerechten "Star Wars"-Film noch aus?

Disney sollte sich ein Beispiel an den ersten drei Filmen nehmen. Und nicht so etwas wie das Rennen mit diesen Wüstenflitzern aus Episode 1 machen. Das haut einen 30-Jährigen nicht vom Hocker. Kinderaugen strahlen da, alles ist bunt und schnell, aber ich habe mir nach einer Viertelstunde gedacht: Jetzt muss es doch mal ein Ende finden.

Disney wird für den neuen Film vermutlich viel Geld in die Hand nehmen. Aber ist nicht auch der trashige Touch der frühen "Star Wars"-Filme ein Teil des Kults?

Das Trashige hat sich erst gegen Ende der achtziger, neunziger Jahre entwickelt. In den Siebzigern, als die ersten "Star Wars"-Filme in die Kinos kamen, da waren die das Nonplusultra. Erst mit der Schärfe der DVDs hat man Feinheiten erkannt, etwa dass die Lichtschwerter im Grunde nur beleuchtete Stäbe waren. Ich glaube aber nicht, dass der Retro-Trash einer neuen Trilogie gut tun würde. Dafür ist die Zeit zu weit fortgeschritten.

Welchen Disney-Charakter würden Sie denn gerne mal in einem "Star Wars"-Film sehen?

Stitch aus "Lilo und Stitch" würde gut passen, weil er ein lustiger Charakter ist und ein Außerirdischer. Auch vom Aussehen her könnte er ohne Probleme im "Star Wars"-Universum seinen Platz finden. Ich erwarte schon, dass sich das Verhältnis zwischen Disney und Lucasfilm sich irgendwo in dem neuen Film spiegelt, dafür ist Lucas ja eigentlich bekannt, 1999 hat er zum Beispiel E.T. in Episode 1 mit eingebaut. Und in "Indiana Jones" lassen sich "Star Wars"-Artefakte finden - und umgekehrt.

In einer früheren Version des Artikels war im Einleitungstext irrtümlich von einer "Krieg der Welten"-Reprotage die Rede. Dies ist nach einem Leser-Hinweis korrigiert worden.

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