Star-Album (90):Sylvester Stallone

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(SZ vom 16.08.2001) - Dreimal Rambo, fünfmal Rocky. Natürlich hast du keine Chance, wenn du dermaßen dem Gesetz der Serie verpflichtet bist. Wenn du immer die gleichen Rollen verkörpern, die gleichen Geschichten bedienen musst. Wenn die Blicke der Zuschauer angezogen werden vom Filigran der Adern auf deinen muskulösen Oberarmen und den Weg nicht finden zum Gesicht - das in "Get Carter" erstmals ein Bart ziert.

Dreimal Rambo, fünfmal Rocky: Sylvester Stallone. (Foto: Foto: Warner)

Dabei hat Stallone sich sehr intensiv um seine Rollen, sein Image gekümmert, er hat das Script zu "Rocky" selber geschrieben, wie auch zu manchen anderen Filmen, und ist dafür für den Oscar nominiert worden - ein Vierteljahrhundert ist das inzwischen her. Gleich danach hat er einen Film über die amerikanischen Gewerkschaften geschaffen, "F.I.S.T.", und hat bei "Paradise Alley" sogar selbst Regie geführt.

Die Welt als reiner Wille, und ohne jegliche Vorstellung darüber hinaus - das war viele Jahre lang das Motto der Stallone-Filme, und man kann sich wirklich vorstellen, dass die Millionen, die er für seine Einsätze kassieren durfte, ihn nie restlos befriedigen konnten. Er hat nach einer Aufgabe in der modernen Gesellschaft gesucht und nach einem Platz in der Filmgeschichte, und das hat zu Enttäuschungen geführt wie der Paarung mit Brigitte Nielsen - damals seine Frau - in "Cobra" oder zu einem Comic-Langweiler wie "Judge Dredd". Aber immer häufiger sind schließlich schizoide Stücke herausgekommen wie "Assassins" oder "Copland", in dem er sich immerhin der Konkurrenz von Keitel und de Niro aussetzte, oder "Cliffhanger" - wo er Profil gewann dank seines diabolischen Gegenspielers John Lithgow.

Das wahre Leben aber beginnt natürlich immer danach, und am schönsten sind im amerikanischen Kino stets die Alterswerke gewesen. Natürlich wird aus dem Boxer und Kletterer Sly Stallone kein zweiter Eastwood werden, aber mit "Get Carter" und mit "Driven", dem Rennfahrerfilm, der demnächst in unsere Kinos kommt, scheint er doch Kontur zu bekommen. Der Bart ist also dran, und vielleicht sollte es so bleiben.

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