Sartre und Kierkegaard, Nietzsche und Camus hat David Cronenberg seinen Akteuren zu lesen gegeben, Jennifer Jason Leigh und Jude Law, zur Vorbereitung auf ihre Rollen in seinem Film "eXistenZ", 1999.
Das war der pure filmische Existentialismus - eine Anleitung, sein Leben zu dirigieren, als wäre es ein Spiel. Es war die Zeit, in der Jude Law sich einem Prozess der Irrealisierung, der Entwirklichung unterzog. Eine Kluft war plötzlich da zwischen äußerer Gleichgültigkeit und innerer Verzweiflung, als er Filme machte wie "Gattaca" - künstliche Menschen, manipuliertes Glück, Sehnsucht nach Unvollkommenheit -, oder "A. I." - als geschniegelter Roboter, der doch auch Gefühle entwickelt - oder "Road to Perdition" - als cool operierender Fotograf/Killer, der den Tod im Arrangement vollzieht.
Eine ölige Glätte hat er in diesen Rollen entwickelt, eine Sterilität, die ihn zum eiskalten Engel, zu einer Ikone der postmodernen Glanzzeit machen musste. Und nun, mit "Cold Mountain" hat er den Schritt zurück gemacht, in die Menschlichkeit, als unscheinbarer Bürgerkriegs-Odysseus, den doch eine messianische Aura umgibt.
Ganz einfach, ganz menschlich hat er auch angefangen, der Junge aus Lewisham, im Süden Londons, der seine Berufung spürte bei Besuchen des Young Vic, eines kleinen Ableger des berühmten Old Vic, der den Vorteil hatte, dass man die Themse nicht überqueren musste, um seine Vorstellungen zu besuchen, und dessen Studio so klein und eng war, dass es die übliche Distanz nicht gab zwischen den Spielern und den Zuschauern, so dass eine herrliche Einheit sich vermittelte. Für den Umbau des Young Vic engagiert sich Jude Law gerade, und nach "Cold Mountain" ist er auch filmisch in der Jugend zurück, er spielt den Cockney-Lover Alfie, im Remake des Films, mit dem 1966 Michael Caine berühmt wurde.