"Dope" auf dem Filmfest München:Invasion der Geeks

Pharrell Williams poses during the premiere of 'DOPE' in Los Angeles

Ein Fingerzeig vor dem Plakat seines Films: Pharrell Williams.

(Foto: Kevork Djansezian/Reuters)

Pharrell Williams hat die herrliche Komödie "Dope" produziert: Eine vollkommen wahnsinnige Hip-Hop-Coming-of-Age-Drogen-Story, die längst zum Geheimtipp unter Cineasten geworden ist.

Von David Steinitz

Einer der großen Geheimtipps der diesjährigen Festival-Saison ist nun auch in München auf dem Filmfest zu sehen: die vollkommen wahnsinnige Hip-Hop-Coming-of-Age-Drogen-Komödie Dope. Der Film von Rick Famuyiwa, ein großes Nachwuchstalent des US-Indie-Kinos, war bereits auf den Festivals in Sundance und Cannes ein Riesenhit. Was nicht zuletzt an seinem berühmten Produzenten liegen dürfte: Pharrell Williams, Superstar der modernen Musikproduktion, hat sich für den Film eingesetzt, Gelder zusammengetrieben und außerdem vier Songs geschrieben.

Weitere Mitglieder der Dope-Filmcrew-Familie: P. Diddy, der im Abspann aber lieber unter seinem bürgerlichen Namen Sean Combs firmiert, sowie der Hollywood-Schauspieler-Veteran Forest Whitaker. Gemeinsam mit Regisseur Famuyiwa wollten sie einen Film über schwarze Jugendliche drehen, der weder nur als tristes Sozialdrama noch lediglich als alberner Klamauk funktioniert. Denn, und darüber echauffieren sich schwarze Filmemacher immer wieder leidenschaftlich: In den USA wird schwarzen Schauspielern gerne nur die Rolle des Sklaven oder des Clowns angeboten - Zwischentöne unerwünscht. Also setzte Famuyiwa sich an den Computer und schrieb diese famose Hybridgeschichte auf, ein wilder Mix aus Teenie-Komödie, Drogentrip, Musikfilm, und Nostalgiereise zurück in die Neunzigerjahre.

Ein nostalgischer Trip in die Popkultur des Dealens

Der Film spielt zwar im Hier und Jetzt, aber seine Protagonisten, die drei High-School-Schüler Malcolm, Jib und Diggy sind fanatische Verehrer der Nineties. Jener glorreichen überdrehten Zeiten also, als der Game Boy ein Statussymbol war und man sich mit seinen Kumpels vor dem Fernseher versammelte, um "Yo! MTV Raps" anzuschauen. Malcolm, Jib und Diggy haben deshalb auch ihren ganz persönlichen Retrostyle entwickelt: Trapezfrisur, BMX-Bikes, knallbunte Hemden mit den merkwürdigsten Musterungen. Alles viel näher an 1995 dran, als an 2015. Diesen Eskapismus haben die zwei Jungs und das Mädel aber auch bitter nötig, denn Spaß macht ihr Alltag sonst eher wenig. In der Schule gelten sie als die schlimmsten Geeks, die man sich vorstellen kann: Zu ihrem Retrowahn kommt auch noch der Strebervorsatz, es durch gute Noten eines Tages auf eine gute Uni zu schaffen.

Und in ihrer "hood" ist es auch nicht gerade einfach: das Trio lebt in Inglewood, einem verdrogten Städtchen in Kalifornien, wo die Palmen und die Sonne nicht über ein - vorsichtig gesagt - eher raues Straßengang-Klima hinwegtäuschen können. Klingt erst mal nach großer Sozialtristesse, aber nachdem seine drei Darsteller in eine irre Schießerei zwischen zwei verfeindeten Drogengangs geraten und mit einem Rucksack voller Stoff fliehen können, meidet Rick Famuyiwa jegliches Dramen-Pathos. Stattdessen macht er aus all den denkbaren Vorstadtfilmklischees und Stereotypen über schwarze Jugendliche einfach ein großes, ironisches Slapstick-Kino. Seine Sozialkritik packt er lieber in lustige Subversion, als in einen erhobenen Zeigefinger.

Es entsteht also: vollkommenes Chaos, in dem die drei Geeks endlich einen Vorteil aus ihrem Geek-Dasein ziehen können. Weil niemand auf die Idee kommt, diese drei Streber mit ihren prähistorischen Popkulturvorlieben des Dealens zu verdächtigen, bauen sie ein florierendes Dope-Unternehmen auf und verticken ihre Rucksackbeute über den Computerraum der Schule. Natürlich nicht ohne gleichzeitig die anderen irren Möchtegern-Gangsta in ihrem Viertel ordentlich zu entzaubern.

Dope, Fr, 26.6., 19 Uhr, City; Sa, 27.6., 22.30 Uhr, und Do, 2.7., 22 Uhr, jeweils Münchner Freiheit

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