Spielfilmtipps zum Wochenende:Die Schönheit der Makel

Lesezeit: 2 min

Schöne Frauen dominieren das Fernsehprogramm am Wochenende: Catherine Deneuve ist gleich in zwei Filmen zu sehen, Meryl Streep gibt in "Der Tod steht ihr gut" eine selbstverliebte Diva.

Susan Vahabzadeh

Hollywood nimmt nur selten die eigene Ikonenfabrikation auseinander, befasst sich lieber mit den Frauenbildern, die es selbst geschaffen hat. "Der Tod steht ihr gut" (Arte, Sonntag, 20.45 Uhr) ist da eine seltene Ausnahme - und im Zentrum steht eine der wenigen großen amerikanischen Schauspielerinnen, die den Mechanismen der Traumfabrik von Anfang an widerstanden hat: Meryl Streep.

Ein Ausschnitt des Filmplakats zu "Der Tod steht ihr gut", in der Meryl Streep eine überkandidelte Diva spielt, die um jeden Preis jung bleiben will. (Foto: Foto: dpa)

Überkandidelte Komödie

Die ist in Robert Zemeckis' finsterer und manchmal etwas überkandidelter Komödie eine Diva, der nichts zu absurd, ekelhaft oder gefährlich ist, um Alterungsprozesse außer Kraft zu setzen. Und mehr oder weniger umzukehren, wobei dann keine Jugend herauskommt, sondern eine groteske Alte.

Keine hat so gelitten unter ihren eigenen Trugbildern wie Marilyn Monroe, unter der Unbedarftheit und der Süße, die sie vor sich hertrug, und die sie einerseits zum größten Sexsymbol des Kinos machte und andererseits dafür sorgte, dass sie nie sie selbst sein durfte und keiner sie so ernst nahm, wie sie es sich erträumt hatte.

Aus dem Abstand eines halben Jahrhunderts ist ihre Naivität reine Kunst - für die sie allen Respekt verdient hätte. In "Machen wir's in Liebe" (Das Vierte, Sonntag, 17.50 Uhr) probiert sie sie, unter der Regie von George Cukor, an Yves Montand aus. Schaut man sich dann die Diven von heute an - dann dämmert einem, wie viel sich ändern kann während der Kern doch derselbe bleibt.

Angelina Jolie als Lara Croft ist natürlich ein ganz anderes Kaliber, nicht süß und nicht lieb und kein Opfer, sondern eine stahlharte Kämpferin, die in dem einem legendären Computerspiel nachempfundenen Film "Lara Croft: Tomb Raider - Die Wiege des Lebens" (RTL, Samstag, 20.15 Uhr) die Jungs um sie herum das Fürchten lehrt. Aber die Action macht das Spiel noch physischer, Lara Croft ist - schon weil sie einer computergenerierten Figur nacheifert - von sehr artifizieller Schönheit, und mehr noch als der Kampf wird sie definiert durch die Perfektion ihrer Oberfläche.

Fragil wie Schneeflocken

Gleich zweimal gibt es Catherine Deneuve zu sehen, das langjährige Vorbild für die Marianne-Statuen auf französischen Ämtern. Einmal als ganz junge Schauspielerin in Jacques Demys wunderschönem Musikfilm "Die Regenschirme von Cherbourg" (RBB, Samstag, 23.35 Uhr) von 1963 - so rein und fragil wie die Schneeflocken, die am Ende um sie herumtanzen.

Danach gibt es "Place Vendôme" (RBB, Nacht zu Sonntag, 1.05 Uhr), 35 Jahre später entstanden - ein später noir, Catherine Deneuve ist die Gattin eines großen Juweliers, eine Trinkerin, gefangen im goldenen Käfig, die vergessen hat, dass sie selbst einmal etwas dargestellt hat. Erst nach dem Tod ihres Mannes reißt sie sich noch mal zusammen und holt aus zu einem großen Coup.

Es ist traurig schön, ihr zuzusehen, wie sie das spielt; diese Frau ohne Hoffnung und Ziel am Anfang - weil die Regisseurin Nicole Garcia in ihren Bildern, der Art, wie sie Catherine Deneuve filmt, mit den Spuren der Zeit umgeht an einer Frau, deren Image immer von ihrer Makellosigkeit geprägt gewesen ist. Und sie entdeckt dabei die Schönheit ihrer Makel.

© SZ vom 19.1.2008/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: