Sean Connery präsentiert Memoiren:Schottland rockt

"Being a Scot": Egal, warum es gerade geht, Sean Connery kommt immer wieder auf sein Lieblings-Thema Schottland zu sprechen. Oder auf Geld. Ein echter Schotte eben.

A. Menden

"Als ich mit der Schauspielerei anfing", erinnert sich Sean Connery im windgeschüttelten Zelt des Edinburgh International Book Festival, "gab mir jemand den Rat, ich müsse als erstes meinen Akzent loswerden. Der hat auch tatsächlich öfters für Verwirrung gesorgt: Als ich mit Millicent Martin im Musical 'South Pacific' auftrat, dachte sie zuerst, ich sei Pole."

Sean Connery präsentiert Memoiren: Sean Connery stilecht mit schottischem Karo-Schal bei der Präsentation seiner Memoiren.

Sean Connery stilecht mit schottischem Karo-Schal bei der Präsentation seiner Memoiren.

(Foto: Foto: afp)

Geschadet hat Connery sein "Scottish burr" aber nicht, im Gegenteil. Seit seinem ersten Auftritt als James Bond vor annähernd einem halben Jahrhundert ist sein Status als einer der größten Filmstars der Welt nie umstritten gewesen.

Und obwohl er seine Heimatstadt schon längst gegen einen sonnigeren Wohnsitz auf den Bahamas eingetauscht hat, wird der Ehrenbürger Sir Sean beim Edinburgher Buchfestival gefeiert wie eine Art König von Schottland: Ein Spalier von Schulkindern jubelt ihm zu, und der schottische Regierungschef Alex Salmond spendet ihm eine stehende Ovation, als Connery, gekleidet in Goldknopf-Blazer und eine Hose mit dezentem Tartan-Muster, die Bühne betritt.

Er nimmt den Applaus mit jenem berühmten Jungengrinsen entgegen, das man seit seinen Bond-Tagen kennt. Eine glückliche Fügung wollte es, dass der letzte Tag des Buchfestivals mit dem 78. Geburtstag des Schauspielers zusammenfiel. Es bot sich also an, sein neues Buch "Being A Scot" ("Schotte sein") hier vorzustellen.

Gemeinsam mit seinem Freund, dem schottischen Autor und Filmemacher Murray Grigor, hat Sean Connery einen Band vorgelegt (Weidenfeld & Nicholson), der in Umfang und Aufmachung eher an ein Coffee-Table-Book erinnert als an eine Autobiographie, und der auch sonst mit handelsüblichen Schauspieler-Memoiren nicht sehr viel gemein hat. Wer nach saftigen Details aus dem Leben eines Hollywood-Stars sucht, wird weitgehend enttäuscht.

Schottland und die Welt

Und alle Erinnerungen an legendäre Filmpartner und -projekte sind stets eingebettet in lange Exkurse über jene Themen, denen anscheinend Sean Connerys ganze Leidenschaft gilt: Architektur, keltische Mythen, Literatur, Sport - vor allem Golf - und das alles durchgehend aus der Warte des patriotischen Schotten. So erfährt man, dass Helmut Qualtinger seinem Kollegen aus Edinburgh während der Dreharbeiten zu "Der Name der Rose" verriet, dass das Riesenrad im Wiener Prater 1897 von einer Gießerei in Glasgow gefertigt wurde - eine Information, die Connery zum Anlass nimmt, ein ganzes Kapitel lang über Aufstieg und Niedergang der schottischen Schwerindustrie zu referieren.

"Being A Scot" ist angefüllt mit Geschichten über die - tatsächlich beeindruckend große - Rolle, die Schotten in der Weltgeschichte gespielt haben. Durchgehend ist das Selbstbewusstsein des Arbeitersohnes aus dem heruntergekommenen Edinburgher Viertel Fountainbridge auf die selbsterworbenen Kenntnisse zu spüren, wobei wie selbstverständlich die Simpsons als Quelle eines Macbeth-Exkurses gleichwertig neben wissenschaftlichen Untersuchungen über den schottischen König stehen.

Nur die Gage zählt

In einer Anekdote berichtet Sean Connery von dem Ärger, der ihn packte, als er bei einem Gespräch mit einer schottischen Literaturstudentin feststellte, dass diese zwar Dostojewskis "Schuld und Sühne" gelesen hat, nicht aber die "Confessions of a Justified Sinner" des Schotten James Hogg, die Connery für das viel bessere Buch hält.

Mit unarroganter Bestimmtheit beantwortet Connery dann auch die Publikumsfragen bei der Präsentation. Er berichtet, wie "armselig" er vor einigen Jahren die Fragen bei einer Preisverleihung in Harvard fand: "Da sind einige der vermeintlich schlauesten Menschen der Welt, und sie wollen alle nur wissen, wie man im Filmbusiness Erfolg hat." Irgendwie kommt er, darin schon fast zu sehr dem schottischen Klischee entsprechend, immer wieder auf seine Gagen zu sprechen.

Auf die Frage, wen er denn derzeit für den größten Filmstar halte, antwortet er trocken: "Tom Cruise war eine Zeitlang sehr groß. . . . Aber eigentlich kümmere ich mich nicht um so was. Ich schaue bei Filmen vor allem darauf, was ich verdiene." Und was hält er von den drei Goldmedaillen des Radrennfahrers Chris Hoy, ebenfalls gebürtiger Edinburgher? Könnte Schottland nicht eines Tages als eigenständige Nation bei Olympia antreten. "Ich glaube", sagt Sir Sean, "dass Schottland in jeder Hinsicht eine eigenständige Nation sein sollte." Für diese Antwort ist ihm eine weitere Ovation sicher.

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