Schwacher Berlinale-Auftakt:Das doppelte Ach-Gottchen

Das Premierenpublikum spendete nur höflichen Applaus für "Cold Mountain". Lag es daran, dass weder Hauptdarstellerin Kidman noch ihr Partner Law zugegen waren? Oder doch daran, dass eine schabrackentapirhaft lächelnde Faye Dunaway und eine frühverknöcherte Claudia Schiffer nicht wirklich für Glamour sorgen konnten? Eine bösartige Bildergalerie

Bernd Graff

Der Berlinale-Stern glänzte zum Auftakt der 54. Internationalen Filmfestspiele Berlin etwas matter als sonst. Die ganz großen Namen fehlten bei der Eröffnung des Festivals am Donnerstagabend. Schmerzlich vermisst wurden auf dem roten Teppich vor dem Berlinale-Palast vor allem die beiden Hauptdarsteller des Auftaktfilms "Unterwegs nach Cold Mountain".

Schwacher Berlinale-Auftakt: Zuerst mal was Schönes: Szenenbild aus dem französischen Film 'Confidences trop intimes' (Intimste Feinde) von Patrice Leconte, der im Wettbewerb  gezeigt wird. Das Bild zeigt die Schauspielerin Sandrine Bonnaire.

Zuerst mal was Schönes: Szenenbild aus dem französischen Film 'Confidences trop intimes' (Intimste Feinde) von Patrice Leconte, der im Wettbewerb gezeigt wird. Das Bild zeigt die Schauspielerin Sandrine Bonnaire.

(Foto: Foto: AP)

Weder Hollywoodstar Nicole Kidman noch ihr Filmpartner Jude Law waren zur Eröffnungsgala erschienen. Das 155 Minuten lange Drama aus dem amerikanischen Bürgerkrieg wurde vom Publikum eher zurückhaltend aufgenommen: der Applaus für das immerhin für sieben Oscars nominierte Werk fiel zwar freundlich, aber ziemlich knapp aus.

Regisseur Anthony Minghella ("Der englische Patient") erzählt in dem nach einem Roman von Charles Frazier entstandenen Epos eine tragische Liebesgeschichte in den Wirren des Bürgerkriegs. Trotz opulenter Bilder und großer Gefühle lässt der Film den Zuschauer seltsam kalt. Zu vorhersehbar sind die Wendungen im Leben der behütet aufgewachsenen Ada (Kidman) und dem ehemaligen Soldaten Inman (Law).

Gewohnt charmant und witzig ging es bei der von Harald-Schmidt-Nachfolgerin Anke Engelke und Festivalchef Dieter Kosslick moderierten Eröffnungsgala zu. Zu den Gästen des Abends gehörten unter anderem US-Schauspielerin Faye Dunaway sowie zahlreiche deutsche Film- und Fernsehgrößen wie Hannelore Hoger, Jutta Speidel, Iris Berben und Heino Ferch. Claudia Schiffer schritt ebenso über den roten Teppich wie Filmproduzent Bernd Eichinger und die Bundesminister Hans Eichel, Christina Weiss und Jürgen Trittin.

Was die Hollywood-Prominenz betrifft, hat die Vorverlegung der Oscar-Verleihung auf Ende Februar der Berlinale möglicherweise doch geschadet. Die Hollywoodgrößen umwerben so kurz vor dem wichtigen Oscar-Termin wohl lieber das amerikanische Publikum und verzichten auf einen Auftritt in Europa. Auch die Absage von Nick Nolte musste Berlinale-Direktor Dieter Kosslick noch einen Tag vor Festivalstart hinnehmen.

Vielleicht ist alles aber auch ganz anders. Wie "Unterwegs nach Cold Mountain"-Produzent Harvey Weinstein sagt, musste Kidman "aus familiären Gründen" in Australien bleiben. Law drehe gerade einen Film, und man habe versucht, ihn "für einen Tag aus der Produktion herauszukaufen". Das habe jedoch nicht geklappt.

Wir sollten nicht jammern", sagt Regisseur Joseph Vilsmaier. Die Berlinale habe genügend Stars, Oscar-Absagen hin oder her. "Wenn Darsteller absagen, liegt das nicht an der Oscar-Verlegung, sondern daran, dass sie arbeiten müssen", so Kamermann Michael Ballhaus. "Die Berlinale ist für Hollywood das wichtigste Filmfestival in Europa." Schon für diesen Freitag war der Glamour auf dem roten Teppich ohnehin wieder garantiert: das neue Traumpaar Diane Keaton und Jack Nicholson wollte am Abend die Liebeskomödie "Was das Herz begehrt" vorstellen. Ballhaus stand für diesen Film hinter der Kamera.

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