Schutz von Informanten:Eine Frage des Überlebens

Der Schutz von Quellen ist im deutschen Journalistenalltag normal - bei Recherchen in China ist er buchstäblich eine Überlebensfrage für die Informanten.

Hans Leyendecker

Ein Kontaktmann hatte diskret das Treffen vermittelt, die Begegnung fand dann, irgendwann im Frühjahr dieses Jahres, unter konspirativen Umständen in einem Lokal irgendwo in China statt.

Schutz von Informanten: Proteste gegen die Zensur in China: Amnesty International .

Proteste gegen die Zensur in China: Amnesty International .

(Foto: Foto: Reuters)

ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt, der gemeinsam mit dem Kollegen Jo Goll fast sechs Monate lang an dem am Montag dieser Woche ausgestrahlten Dokumentarfilm "Im Reich der Mittel" arbeitete, sprach mit einem Informanten über die Feinheiten des schmutzigen Doping-Geschäfts. Wer macht wo was? Normale Fragen für einen neugierigen Journalisten.

Normal sollte schon im deutschen Journalistenalltag sein, dass Quellen geschützt werden, aber dem 45-jährigen Seppelt war klar, dass Quellenschutz bei Recherchen in China eine wirklich todernste Angelegenheit ist: Buchstäblich eine "Überlebensfrage" für die Informanten.

Krankenhäuser im Nirgendwo

Eine in Südkorea lebende Überläuferin hatte ihm erklärt, dass die kommunistische Partei hart mit denen abrechne, die China vor der internationalen Öffentlichkeit diskreditierten: "Vielleicht wird der Sportler eingesperrt, vielleicht wird man ihn auch umbringen."

Seppelt und Goll haben in dem international beachteten Film alle Hinweise auf mögliche Informanten vermieden. Wenn "die Gefahr des Rückschlusses auf eine Quelle bestand", so Seppelt, "haben wir das Material nicht verwendet".

Mit Hilfe der Grafik wurden die mit verdeckter Kamera gedrehten Filmsequenzen so verändert, "dass keine typischen Gegenstände mehr im Bild" sind. Beispielsweise sollte nicht erkennbar sein, welches Krankenhaus in China den Reportern Stammzellen für Gen-Doping angeboten hat. "Wir wissen nicht, was ansonsten mit den Ärzten passiert wäre", sagt Seppelt.

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