Schottischer Krimi:Kalte Brise

Schottischer Krimi: William McIlvanney: Fremde Treue. Kriminalroman. Aus d. Engl. von Conny Lösch. Verlag Antje Kunstmann, München 2015. 320 Seiten, 19,95 Euro. E-Book 15,99 Euro.

William McIlvanney: Fremde Treue. Kriminalroman. Aus d. Engl. von Conny Lösch. Verlag Antje Kunstmann, München 2015. 320 Seiten, 19,95 Euro. E-Book 15,99 Euro.

William McIlvanney siedelt seinen dritten und leider letzten Krimi um Detective Laidlaw in der Zeit Margaret Thatchers an. Die Stimmung ist gar nicht gut.

Von Susan Vahabzadeh

Ende der Siebzigerjahre erfand William McIlvanney seinen Tarzan Noir, den schottischen Krimi, und schickten seinen Detective Laidlaw los, der gerade wiederentdeckt wird. Nun erscheint der dritte Band, "Fremde Treue", und es gibt daran nichts auszusetzen, außer vielleicht, dass es leider der letzte ist. Die Romane spielen just in jenen Jahren, als Margaret Thatcher angetreten war, den Briten ihre sozialpolitischen Anwandlungen wieder auszutreiben und die Nation in kältere Zeiten zu überführen. Laidlaw spürt die Brise am eigenen Leib, als er sich von Glasgow in die Kleinstadt aufmacht, Graithnock, wo sein Bruder lebte - ein paar Wochen, nachdem Scott ums Leben kam, bei einem Autounfall.

Laidlaw ist selbst völlig fertig, und er hat das Gefühl, bevor er sich um den Verstand säuft, müsse er da noch etwas klären, er weiß nur nicht so genau, was das sein könnte. Also versucht er, die letzten Monate seines Lebens zu rekonstruieren, denn eigentlich weiß er nur, dass Scott sich verändert hat. Und jetzt will er wissen, warum. Man folgt dieser ziellosen Reise schon deswegen so gern, weil William McIlvanney ein sehr guter Formulierungskünstler ist - wer käme schon darauf, die Gesamtheit der Details einer Frau, in die er sich verliebt hat, als Orchesterfassung zu bezeichnen? Einmal muss Laidlaw an eine Geschichte denken, von einem Jungen in Sparta, der einen Fuchs stiehlt, unter seinem Gewand verbirgt und dann nichts sagen kann, als der Fuchs seine Eingeweide frisst. Er weiß nicht mehr, woher er das hat (es ist Plutarch), und er weiß noch nicht genau, warum er sich daran erinnert - aber es weist ihm dann doch den Weg.

In Graithnock geht Jack Laidlaw allen Leuten auf den Geist, die seinen Bruder kannten, macht seine heimliche Geliebte ausfindig, hört sich um in den Pubs, wo sich die Gestrandeten zusammenfinden, und in den Vorstadtvillen, in denen die Sieger sich verschanzen. Vor diesem Hintergrund kam Scott ums Leben: Gier, Selbstsucht und Verrat an den eigenen Idealen. Wenn man den Glauben an die Menschheit einmal verloren hat, ist er schwer wiederherzustellen. Vielleicht hat McIlvanney seinen Laidlaw deshalb kein viertes Mal zum Einsatz gebracht.

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