Unter dem Gemälde "Der Schmerzensmann" von Sandro Botticelli (1445 bis 1510) ist eine andere Zeichnung auf der selben Leinwand entdeckt worden. Das Werk, das um 1500 datiert wird, soll bei Sotheby's am 27. Januar versteigert werden. Mindestgebot sind 40 Millionen US-Dollar. Wie das Branchenmagazin The Art Newspaper berichtet, fand das Londoner Auktionshaus vor dem Verkauf bei einer technischen Analyse ein anderes Bild unter den Farbschichten.
Betrachtet man das Gemälde kopfüber, lassen sich Zeichnungen erkennen, die an einigen Stellen unter und zwischen der Farbe heraustreten und ein völlig anderes Motiv ergeben: das Bildnis einer Madonna mit Kind. Eine Mutter schmiegt sich an die Wange des Kindes, das in ihren Armen liegt. In Botticellis Werkstatt entstanden viele solcher Marienbildnisse.
Der Florentiner Künstler, einer der bedeutendsten Größen der Malerei überhaupt, scheint also eine benutze Leinwand einfach auf den Kopf gestellt und übermalt zu haben. Leinwand war ein kostbares Gut in der Renaissance-Zeit. Viele Maler verwendeten misslungene oder unfertige Werke für neue Bilder.