Schauspielkunst:21 Millionen Zuschauer

Berliner Volksbühne und Gorki sind Theater des Jahres

"Schauspielerin des Jahres" wurde Caroline Peters für ihre Ella Rentheim in der Wiener und Basler Koproduktion von Ibsens "John Gabriel Borkman".

(Foto: Henning Kaiser/dpa)

Die Kritikerumfrage der Zeitschrift "Theater heute" feiert noch einmal wehmütig Frank Castorfs Berliner Volksbühne als "Theater des Jahres". Und Caroline Peters, oben im Bild, wurde zur "Schauspielerin des Jahres" gekürt.

München kommt nicht vor, Berlin liegt wieder vorn. Letzteres war schon 2014 so. Damals wurde das Maxim-Gorki-Theater, geleitet von Shermin Langhoff und Jens Hilljes, mit großer Mehrheit zum "Theater des Jahres" gewählt; nun liegt es gleichauf mit der Volksbühne. Den zweiten Platz teilen sich das Theater Basel und das Schauspiel Dortmund. Das ergab die Umfrage unter 43 Theaterkritikern deutschsprachiger Medien, die das neue Jahresheft der Zeitschrift Theater heute dokumentiert.

Diese Umfrage ist traditionell ein ästhetischer Jahresrückblick, aber auch ein emotionaler Gradmesser. Also wird eben die Volksbühnen-Intendanz von Frank Castorf zum Abschied noch einmal wehmütig gefeiert, bevor 2017 dort Chris Dercon übernimmt. Und Bert Neumann wird zum vierten Mal seit 2001 zum Bühnenbildner des Jahres erklärt - diesmal aber posthum, denn der langjährige Weggefährte von Castorf verstarb im vergangenen Jahr.

Das Theater heute-Jahresheft enthält viele Betrachtungen zur Migrationsgesellschaft, viel Nachdenken der Theaterleute über die politischen Dimensionen ihres Tuns. Dazu passt, das Yael Ronens Stück "The Situation", eine Recherchearbeit über in Berlin ankommende Menschen aus dem Nahen Osten, das am Maxim-Gorki-Theater herauskam, zum besten deutschsprachigen Stück gekürt wurde; und als bestes ausländisches Drama gilt den Kritikern "Geächtet" des amerikanisch-pakistanischen Autors Ayad Akhtar, ein Stück über Rassismus in den besseren Kreisen.

"Schauspieler des Jahres" ist Edgard Selge für sein Solo "Unterwerfung" nach dem Roman von Michel Houellebecq am Hamburger Schauspielhaus. "Schauspielerin des Jahres" wurde Caroline Peters für ihre Ella Rentheim in der Wiener und Basler Koproduktion von Ibsens "John Gabriel Borkman" in der Regie von Simon Stone, die zugleich "Inszenierung des Jahres" ist. Als "Nachwuchsregisseur des Jahres" wird Ersan Mondtag für das Stück "Tyrannis" in Kassel gelobt. Bleibt noch die Frage, ob all die interessanten Aufführungen denn auch genug Publikum haben? Ja, sagt die jüngste Statistik des Deutschen Bühnenvereins: Mit rund 21 Millionen sind die Zuschauerzahlen an Staats- und Stadttheatern in Deutschland in der vergangenen Spielzeit 2014/15 stabil geblieben.

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