Schauspieler und Regisseur Wu Jing:Der chinesische Rambo

Schauspieler und Regisseur Wu Jing: Erfolgreicher Schauspieler und Regisseur: der ehemalige Kampfsport-Champion Wu Jing

Erfolgreicher Schauspieler und Regisseur: der ehemalige Kampfsport-Champion Wu Jing

Wu Jing ist Hauptdarsteller und Regisseur des erfolgreichsten chinesischen Films aller Zeiten. Er orientiert sich an den großen Vorbildern Hollywoods - und propagiert zugleich chinesischen Patriotismus.

Von Kai Strittmatter

Leng Feng ist der Wolfskrieger, ein ehemaliger Elitesoldat der Volksbefreiungsarmee. Er sieht nicht nur blendend aus, wenn er direkt nach einem Kampf auf Leben und Tod im nassen Hemd aus dem Ozean steigt, er weiß auch umzugehen mit Kalaschnikows, selbstgeschnitzten Giftpfeilen und allzu eigensinnigen, hübschen Ärztinnen. Todbringende Viren schwitzt er einfach aus, bärenstarke Afrikaner trinkt er beim Reisschnaps-Wettsaufen unter den Tisch, und wenn es sein muss, dann singt er in einer Gefechtspause auch ein Liebeslied ("Die Wolken kehren nicht zurück").

Gefechtspausen gibt es in den 126 Minuten des Kinofilms "Wolf Warrior 2" leider kaum, denn Leng Feng ist in Afrika gelandet, um den Mord an einer geliebten Frau zu rächen. Daraus wird schnell eine patriotische Mission, als Leng Feng loszieht, aus wildem Bürgerkriegchaos eine Handvoll chinesischer Landsleute samt braver afrikanischer Kollegen vor einem mörderischen Trupp weißer Söldner zu retten. "Einmal Wolfskrieger, immer Wolfskrieger", murmelt Leng Feng. Der Triumph ereilt ihn in viel Gemetzel, Blut, Kung-Fu und Vaterlandsstolz-Gebrummel ("Ihr könnt die Chinesen nicht töten. Sie haben einen permanenten Sitz im UN-Sicherheitsrat.") Am Ende hat Leng eine chinesische Flagge am ausgestreckten Arm wehen.

Erster nicht-amerikanischer Film in den Top 100

Die Hauptrolle spielt Wu Jing, ein 43-jähriger ehemaliger Kampfsport-Champion. Er ist auch der Regisseur. Für die Produktion versetzte er seine Zwölf-Millionen-Dollar-Villa in Peking - heute ist "Wolf Warrior 2" der erfolgreichste chinesische Film aller Zeiten. Knapp 750 Millionen US-Dollar hat er eingebracht, es ist der erste nicht-amerikanische Film, der es in die Liste der 100 kommerziell erfolgreichsten Filme der Welt schafft.

Ein Grund dafür ist die erfolgreiche Übernahme bewährter Hollywoodrezepte: Zwischen Kampfszenen, Explosionen und Verfolgungsjagden sind eingestreut exotische Landschaften, tiefe Blicke in hübsche Augen und der eine oder andere Versuch an Humor. Letzterer ist bisweilen unfreiwillig, so in der Szene, wo die Afrikaner unter schwerem Beschuss anfangen, mit Engelsstimmen "Amazing Grace" zu singen. Weil, wie jeder weiß, dicke, bunte Tücher tragende Afrikanerinnen irgendwann immer anfangen, Amazing Grace zu singen. Dann nimmt auch noch Chinas Marine zu den Klängen des Liedes Kurs auf Afrikas Küste.

Vor allem aber hat der Film Schlagzeilen gemacht, weil er den neuen, von der KP propagierten Nationalismus kongenial und erstmals mit den Mitteln Hollywoods auf die Leinwand bringt. Wu Jing alias Leng Feng nahm sich für "Wolf Warrior" offensichtlich ein Vorbild an Filmen wie "Rambo" und "Mission Impossible". Und machte dann Werbung mit der PR-Zeile: "Jeder, der China angreift, wird den Tod finden, egal wie fern er ist." Der Film kam ins Kino nur Wochen nachdem Chinas Streitkräfte ihre erste Überseebasis in Djibouti eröffnet hatten und nur wenige Tage vor dem 90. Geburtstag der Armee.

"Bürger Chinas! Hinter euch steht ein starkes Vaterland"

Der Film sei "eine Metapher für die Ära des Aufstiegs Chinas", schrieb ein Pekinger Kulturwissenschaftler, eine "kollektive Manifestation des chinesischen Traumes". Der Regisseur selbst sagt: "Vielleicht haben die Chinesen ihren Patriotismus zu lange begraben. Die Leidenschaft trocknete aus wie Holz - und mein Film ist der Funke, der sie wieder entzündet."

Der Film beginnt mit einer spektakulären Unterwasser-Kung-Fu-Szene. Das eigentlich Erstaunliche aber ist, dass der Held Leng Feng in der Folge nicht an der Langeweile stirbt, mit der das Skript sich durch die restlichen 120 Minuten Materialschlacht schleppt. Chinesische Zuschauer immerhin werden in der letzten Einstellung belohnt mit dem Bild eines Reisepasses, auf den diese Worte projiziert werden: "Bürger der Volksrepublik China! Wenn ihr im Ausland in Gefahr geratet, verzagt nicht! Hinter euch steht ein starkes Vaterland".

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