Schauspieler:O Tannenbaum

Günther Maria Halmer wird 75 - und zeigt noch immer Größe

Von Josef Grübl

Titel: Münchner Geschichten; Untertitel: 9. Ois anders;; Günther Maria Halmer

Überragend: Günther Maria Halmer an der Seite von Therese Gieshe (links) in seiner Rolle als Tscharlie in den "Münchner Geschichten" (1974).

(Foto: BR/Intertel Television)

Während derzeit viele Menschen darüber räsonieren, wie sie die Tanne im Wohnzimmer loswerden, sinniert Günther Maria Halmer über seine eigene Tannenhaftigkeit. Zumindest vergleicht er sich in seiner 2017 veröffentlichten Autobiografie "Fliegen kann jeder" (C. Bertelsmann) mit diesem Nadelbaum: "Dicht und dunkelgrün, mit einem festen, etwas rauen Stamm. Immer ein bisschen zu ernst, auch wenn ein paar bunte Kugeln daran hängen." Eine Tanne steche, man könne sie nur schwer umarmen, schreibt er weiter; er selbst, der erfolgreiche Schauspieler, lässt sich nur ungern vereinnahmen oder gar umarmen. Daher trifft man ihn auch nicht auf sogenannten Promi-Veranstaltungen oder roten Teppichen an. Die Rolle des Publikumslieblings liegt ihm nicht. Dabei hätte er das Zeug dazu: Gleich mit seiner ersten Fernsehrolle wurde Halmer 1974 zum Star, als Hauptdarsteller in Helmut Dietls Serie "Münchner Geschichten". Da spielte er den lässigen Tscharlie, einen Vorstadtstriezi, der noch bei seiner Oma (Therese Giehse) wohnte und ständig der nächsten "Riesensach" hinterherjagte. Der damalige Regieneuling Dietl musste beim Bayerischen Rundfunk um seinen Hauptdarsteller kämpfen; dort wollte man einen bekannteren, vielleicht auch etwas gefälligeren Helden - Dietl setzte sich durch. Er kannte den Jungschauspieler vom Theater, beide arbeiteten Anfang der Siebzigerjahre an den Kammerspielen.

1943 in Rosenheim geboren, hätte Günther Maria Halmer nach dem Willen des strengen Vaters Jurist werden sollen, "mit Prädikatsexamen und Promotion", doch der Sohn wollte etwas anderes: Er brach die Schule und eine Hotelfachlehre ab, ging nach Kanada, arbeitete dort zwei Jahre lang in einem Asbestbergwerk, im Alter von 24 Jahren bewarb er sich an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Am Gymnasium in Rosenheim war er der Klassenclown; an die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule erinnert er sich noch genau: "Dieser Tag im März 1967 war für mein weiteres Leben entscheidend", schreibt er in seiner Autobiografie.

Herrsching: G. M. Halmer autobiographische Lesung

Sich auf roten Teppichen umarmen lassen, eher ungern, vor rotem Vorhang aus der eigenen Biografie lesen, schon eher: Günther Maria Halmer.

(Foto: Nila Thiel)

Der Schauspielerberuf lasse ihn in unterschiedliche Egos schlüpfen; deshalb lehnte er nach dem Erfolg der Dietl-Serie die meisten bayerischen Rollen erst einmal ab. Er wollte sich nicht festlegen lassen. Die große Schauspielagentin Erna Baumbauer sorgte dafür, dass er andere Rollen spielen durfte. In den Achtzigerjahren drehte er sogar in Hollywood, mit Stars wie Meryl Streep oder Ben Kingsley. Die meiste Zeit arbeitete er aber fürs Fernsehen. Vom "Tatort" bis zum "Traumschiff" war seitdem alles dabei, als "Anwalt Abel" machte er sogar noch Juristenkarriere - wenn auch nur vor der Kamera. In den vergangenen Jahren war Günther Maria Halmer auch im Kino zu sehen: In Lars Kraumes "Familienfest" aus dem Jahr 2015 spielt er einen tyrannischen Patriarchen, in Sonja Maria Kröners 2017 auf dem Filmfest München bejubelten Ensemblefilm "Sommerhäuser" übernahm er die Rolle des Großvaters.

Halmer ist seit 1976 verheiratet und lebt in einem Dorf bei Rosenheim, die jugendliche Lässigkeit aus den Tscharlie-Jahren ist Vergangenheit, die Unangepasstheit und Skepsis hat er beibehalten. An diesem Freitag wird der Schauspieler 75 Jahre alt.

Das Bayerische Fernsehen zeigt am 6. Januar, von 20.15 Uhr an vier TV-Filme mit Halmer; am 5. Januar, um 16.05 Uhr erzählt er in einem aufgezeichneten Gespräch auf Bayern 2 aus seinem Leben

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