Schauspiel:Spiel der Schande

Der syrische Autor Ibrahim Amir hat ein Faible für brisante Stoffe. Mit der Münchner Inszenierung seines Stückes ist er sehr unzufrieden: "Habe die Ehre" ist eine böse Komödie über Vergeltung

Von Barbara Hordych

Der Familienrat tagt. Es gilt, die Ehre zu retten, die von der Tochter des Hauses beschmutzt wurde. Sie hat ihren Mann betrogen und ist nach fünfzehn drögen Ehejahren mit einem anderen durchgebrannt. Was mit ihr zu geschehen hat, steht fest: Sie gehört erschossen, wie schon ihr Liebhaber zuvor. Denn nur so lässt sich die Familienehre wiederherstellen, die "fünf Monate auf dem Rasen gefickt wurde", wie ihr Vater schreit. Doch wer soll den Ehrenmord ausführen? Der gehörnte Ehemann, der moniert, keine "reine Ware" erhalten zu haben, ihr Vater, der Bruder oder gar der Schwiegervater? Statt freiwilliger Rächer finden sich aber nur fadenscheinige Ausreden - beispielsweise hat es der Vater im Rücken, vier Jahre Gefängnis würde er also niemals überstehen. Soll doch sein Sohn die Angelegenheit übernehmen. Doch der zögert, weswegen der Vater der Mutter vorwirft, ihm "nur Huren und Weiberer" geboren zu haben.

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