Schauspiel:Derbe Witze

"Überleben und Tod" im Theater Undsofort

Von Jennifer Gaschler

Die Spitzendisziplin des Theaters, die Könner von Amateuren scheidet, ist bekanntlich die Komödie - liegen doch zwischen Humor und peinlichen Albernheiten, Karikaturen und billigen Klischees oft nur Haaresbreiten. Morde mit Phallus-Statuen oder übergewichtige Stallarbeiter, die eine Würstchen-Reserve im Hosenlatz tragen, zählen wohl eher jeweils zur letzteren Kategorie. Allzu offensichtlich laienhaft ist "Überleben und Tod", ein Stück von Heiko Dietz unter Eigenregie im Theater Undsofort. Überzogen stellt Dietz die zwischenmenschlichen Probleme einer frustrierten Bauernfamilie dar, die als zweites Standbein einen Erotikversand betreibt, der für vulgäre Kalauer herhalten muss. Bühnenrealismus und Neunzigerjahre-Kostüme erinnern an diverse Nachmittags-Fernsehformate. Sämtliche Darsteller sind zwar ganz bei der Sache, aber nur Einzelne verkörpern ihre Rollen tatsächlich glaubhaft, etwa Johannes Wagner den Lüstling Ottmar oder Teresa Sperling dessen völlig vergeistigte Verlobte. Was ein humoristisches Intrigenspiel hätte sein können, verkommt so zu einem konventionellen Familiendrama samt angekündigten Derbheiten. Schade eigentlich, denn die gemütliche Kellerbühne mitten in der Maxvorstadt hätte durchaus das Potenzial, ein Hort kunstfertigen Theaterspiels zu werden. Etwa die improvisierten "Kellermorde" sind eine nette Idee. Aber bessere Schauspieler und eine effizientere Belüftung wären wünschenswert.

Überleben und Tod , Samstag, 30. Juli, 20 Uhr, Theater Undsofort, Kurfürstenstr. 8

© SZ vom 30.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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