Schauplatz London:Comedy als Korrektiv

Bei Brexit-Nachrichten ist die BBC parteiisch. Zum Glück gibt es bei dem Sender noch die Unterhaltungssparte. Hier werden auch unangenehme Wahrheiten ausgesprochen. Besonders erfreulich ist die Sitcom "Upstart Crow".

Von Alexander Menden

Wenn es um den Brexit geht, lässt die Berichterstattung der BBC zu wünschen übrig. Eine Pro-EU-Demonstration, bei der Tausende während des Tory-Parteitages in Manchester auf die Straße gingen, wurde kaum erwähnt. Dauernd lädt man Nigel Farage zu Interviews. Und ein Gutteil der Moderatoren des "Today"-Programms bei Radio 4 stellen sich immer unverhohlener in den Dienst der Brexit-Agenda. Zum Glück gibt es noch die Unterhaltungssparte der BBC. Speziell die Comedy-Formate haben die Rolle als Korrektiv der Nachrichten übernommen. So ist das Newsquiz "Have I Got News For You" weit mehr als Satire. Ian Hislop, einer der beiden permanenten Teilnehmer, ist zugleich Chefredakteur des Satireblattes Private Eye. Hier werden Wahrheiten ausgesprochen, für die andere BBC-Moderatoren gefeuert würden.

Besonders erfreulich ist "Upstart Crow", eine Sitcom über das Leben Shakespeares. Der brillante David Mitchell stellt den Barden als etwas ahnungslosen Emporkömmling dar. In einer Szene liegt er mit seiner Frau Anne im Bett und sorgt sich um sein literarisches Vermächtnis. "Vielleicht solltest du deine Stücke weniger politisch aktuell machen", rät sie. "Du meinst meine Historienstücke", sagt Will, "in der die Welt von wahrheitsresistenten Tyrannen regiert wird, England und Schottland entzweit und die übrigen europäischen Länder gegen uns vereint sind? Ja, ich kann mir nicht vorstellen, dass das in 400 Jahren noch jemanden interessiert!" Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll.

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