Schauplatz Jerusalem:Nicht immer nur Klezmer

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Jüdische Musik ist mehr als Klezmer. Das will das Musik Museum in Jerusalem beweisen, mit Klarinetten, Gitarren und hochmodernen Tablets. Ein Investor hat sich das Haus 50 Millionen Schekel kosten lassen. Er hat auch in der Umgebung investiert: in Luxuswohnungen.

Von Peter Münch

"Es gibt doch so viel mehr als Klezmer", sagt Yaniv Levy und lässt den Blick schweifen - auf Klarinetten, Gitarren und Geigen, auf all die schönen Klezmer-Instrumente also. "Klezmer kam doch erst im 16. Jahrhundert auf", sagt er, "und die Wurzeln der jüdischen Musik gehen viel tiefer." Yaniv Levy ist der Marketingmanager des "Hebräischen Musik-Museums" in Jerusalem, im Frühsommer hat es eröffnet.

Levy steht in einem der sechs Museumsräume, in der Ecke hocken zwei schläfengelockte Puppen in schwarzen Anzügen, es ist der Raum für Europa. Doch wie viel mehr die jüdische Musik zu bieten hat jenseits der populären Klezmer-Klänge, das ist in den anderen Räumen zu sehen. Insgesamt 260 Instrumente haben die Museumsmacher auf der ganzen Welt gesammelt. Sie verweisen auf eine jüdische Musiktradition von 2500 Jahren seit den Tagen des babylonischen Exils. Wie vielfältig die Klänge und Stilrichtungen sind, das erfährt der mit einem Kopfhörer ausgerüstete Museumsbesucher, wenn er das ausgestellte Instrument auf seinem mitgegebenen Tablet-Computer anklickt. Alles brandneu, alles hochmodern - und ohne staatliche Förderung dem Kommerz genauso verpflichtet wie der Tradition. "Bis zu 50 Millionen Schekel", umgerechnet knapp zwölf Millionen Euro, seien allein ins Museum investiert worden, meint Yaniv Levy. Und das Museum ist nur ein Teil eines Musik-Komplexes, für das der Geldgeber - ein nach Israel immigrierter französischer Brillenfabrikant - das halbe Viertel ringsherum aufgekauft hat. Fünf Restaurants und Cafés mit Livemusik gehören dazu, 17 Luxusapartments, jeweils eingerichtet nach einem musikalischen Thema, dazu eine Gemäldegalerie und ein Geschenkladen. Auf dem Dach wird gerade an einem Auditorium gebaut, folgen sollen noch ein Hotel, ein Aufnahmestudio und eine Schule für Comedy und Musik.

Dieser "Platz der Musik" soll künftig eine Vision verbreiten. Auf der Website ist viel von "Liebe" und "Frieden" die Rede, die Musik soll eine Brücke bilden zwischen den verfeindeten Juden und Muslimen. Unter den Besuchern bisher sei allerdings noch kein Araber aus Ostjerusalem gewesen, räumt Levy ein. Das zeigt, wie tief die Gräben sind. Aber womöglich erwarten die dort auch nur Klezmer.

© SZ vom 24.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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