Schauerroman aus Polen:Wie ein Saugwels

Es tut sich was auf dem geheimnisvollen Schloss Fürstenstein, wo die polnische Autorin Joanna Bator Zeit- und Genreebenen durcheinanderwirbelt. Ihr Buch ist Schauerroman, Sozialsatire, Katzenkrimi.

Von Jutta Person

Dass Zähne ein Armutszeichen sein können, ist bekannt. Dass sie aber in einen ploppenden, saugenden und schmatzenden Klangteppich eingebettet sind, hat bislang niemand so plastisch und expressiv beschrieben wie die polnische Schriftstellerin Joanna Bator. Wenn nämlich die Zahnbesitzer sich "Essensreste aus löchrigen Zähnen und schlecht angepassten Kronen" herauszutzeln müssen, entsteht eine aufschlussreiche Geräuschkulisse. Und schon ist man mittendrin in dem mal schaurigen, mal bedrückenden, dann wieder witzpulverhaft skurrilen Kuriositätenkabinett von "Dunkel, fast Nacht", Bators drittem Roman, der auch als polnisch-deutscher Geschichtszerrspiegel lesbar ist. Das derb Komische hat dabei ebenso seinen Auftritt wie das nationalistisch Rohe, und manchmal geht das eine nahtlos ins andere über.

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