Schauburg:Kinderleicht

Hui!

Wahlweise Töne oder Seifenblasen entstehen in "Hui!".

(Foto: Saris & den Engelsmann)

Ein Münchner Theaterfestival für Anfänger

Von Barbara Hordych

Als überzeugte "Theater-Sprech-Frau" bezeichnet sich Andrea Gronemeyer, die neue Intendantin der Schauburg. "Entsprechend skeptisch war ich dann auch, als ich vor Jahren mitbekam, dass in Skandinavien, in Italien und in Frankreich schon Inszenierungen für Allerkleinste ab zwei Jahren angeboten werden. Mir ging durch den Kopf: Liebe Leute, was soll das?" Ähnlich misstrauisch betrachtete Frank Striegler von der Evangelischen Familienbildungsstätte Elly Heuss-Knapp ein auf Babys und Kleinkinder zugeschnittenes Programm. "Ich dachte mir, das können Erzieher doch so machen, dafür braucht es keine extra Produktionen." Das Überraschende an beider Erzählung: Am Mittwoch sitzen die Theatermacher im Stadtmuseum, um gemeinsam und voller Überzeugung mit Mascha Erbelding vom Figurentheaterforum als Dritter im Bunde genau das zu präsentieren: ein Theaterfestival für Anfänger, dessen zehnte Ausgabe unter dem Titel "Kuckuck" vom 14. bis 19. März sogar mit einem erweiterten, vielfältigeren Programm und einem neuen Partner - eben der Schauburg - aufwartet.

Wie kam es zu diesem Sinneswandel? Ausschlaggebend war der Besuch eines Theatertreffens in Berlin, bei dem sie unabhängig voneinander internationale Produktionen für ganz junge Theaterzuschauer sahen. "Da gab es Stücke etwa von Roberto Frabetti, bei denen mir sofort klar war: Das ist Kunst. Also können wir uns als Künstler auch darum kümmern", sagt Gronemeyer. Sie kehrte an ihre damalige Wirkungsstätte in Köln zurück, wo sie ihr Programm auch auf die Kleinkinder ausweitete. Dazu gehörten zudem spezielle Angebote für Pädagogen. "Ich hatte gemerkt, dass es angehende Erzieher von 16 oder 17 Jahren gibt, die selbst noch nie im Theater waren." Gronemeyer installierte ein Angebot aus Stückbesuchen, Künstlergesprächen, das sie jetzt auch in die Schauburg übernommen hat. So gibt es am 14. März einen Fachtag für Krippen- und Kindergartenleitungen und vom 14. bis 16. März Praxistage für Erzieher in der Ausbildung.

Frank Striegler wiederum wurde durch den Berlin-Besuch zum Festivalmitbegründer. Gemeinsam mit Mascha Erbelding rief er in München das "Theaterfestival für Anfänger" mit den Spielstätten "Elly" und Stadtmuseum ins Leben, dessen Schwerpunkt bis heute auf dem Figurenspiel liegt. "Figuren haben den Vorteil, dass sie sowohl klein als auch abstrakt sind - was den Kindern die Trennung von Wirklichkeit und Spiel erleichtert", sagt Erbelding.

"Just here" ist eine solche Produktion, in der ganz ohne Worte die Geschichte der kleinen Kodu erzählt wird, die ihr Bett nicht verlassen kann, sich aber dennoch ihren Platz im Leben erobert. Die beiden Spielerinnen der "Pillow Fort Productions" kommen aus Südafrika, ihre Anreise konnte mithilfe des Goethe-Instituts finanziert werden. Auch das Spiel um Weggehen und Zurückkommen, das "Die Exen" aus Passau in ihrem Objekttheater "Unterwegs" vorführen, kommt ohne Worte aus. Beide Stücke sind bereits für Zweijährige geeignet. Auf die Erfahrung, dass kleine Kinder besonders über Musik, Tanz und Performances ansprechbar sind, rekurrieren Inszenierungen wie der niederländische Festivalbeitrag "Hui!", in dem ausgebildete Orchestermusiker demonstrieren, wie man sich übertönen oder aufeinander hören kann. Oder die aus Hessen stammenden "Painting Songs", die Klänge und Geräusche erforschen.

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