Schaubühne Berlin:Horrorclowns im Todeskampf

Auch in Michael Thalheimers wuchtiger Inszenierung der Molière-Komödie "Der eingebildete Kranke" wird der Titelheld nicht mehr gesund. Im Gegenteil: alle sind darin erkrankt.

Von Peter Laudenbach

Der Herr, der auf dem Rollstuhl thront wie ein Despot des Krankenzimmers, ist von Anfang an erledigt. Den Schlafrock hat er schlampig über den aufgedunsenen Körper geworfen, das Wams ist bekleckert von Auswurf und Erbrochenem, und seine letzten Lebensäußerungen bestehen offenbar daraus, Blut zu spucken. Weil wir im Theater sind, vielleicht auch, weil der Moribunde aus seinem Verfall großes Theater macht, nimmt er das Blut in großen Zügen aus der Vorratsflasche, bevor er es sich aus dem Mundwinkel triefen lässt. Dieser Alte ist nicht nur Familientyrann, er ist ein Könner des letalen Sabberns.

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