Mal die feinfühlige Verführerin, mal das dralle Vollweib und nun die frivole Sexbombe: Die Buhlschaft im "Jedermann" wurde schon vielseitig interpretiert. Zum zweiten Mal in Folge ist Brigitte Hobmeier bei den Salzburger Festspielen besetzt. Es ist keine tragende Rolle - doch sie wird traditionell von den schönsten und/oder begabtesten Schauspielerinnen gespielt.
Es ist wohl die kleinste große Rolle der Theatergeschichte. Die Buhlschaft in Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" hat nur etwa 40 Zeilen Text. Trotzdem reißen sich Schauspielerinnen schon seit Jahrzehnten um diesen Part. Die Crème de la Crème der deutschsprachigen Fernseh- und Theaterwelt gibt sich hier die Klinke in die Hand.
Was aber muss man für diese Rolle mitbringen? Schön muss die Buhlschaft sein, das ist unumstritten. Ein gewisser Mindest-Dekolletéumfang scheint nicht zu schaden, dazu ist es durchaus förderlich, wenn die jeweilige Geliebte des Jedermanns auch außerhalb Salzburgs in den Schlagzeilen steht - sei es nun wegen ihres schauspielerischen Könnens oder wegen unwichtigerer persönlicher Details.
Die Rolle an sich ist eher simpel: Die Buhlschaft wird von ihrem geldgierigen Geliebten Jedermann angefleht, ihn in den Tod zu begleiten, entscheidet sich aber lieber für das Leben ohne den Mann.
So weit, so gut. Zuschauer, Kritiker und manchmal auch die Schauspielerinnen selbst sind sich aber einig, dass Buhlschaft keineswegs gleich Buhlschaft ist. Naiv oder hellsichtig, wild und aufreizend oder erotisch-unterkühlt - jede bringt eine andere Facette zum Vorschein: eine Salzburger Zeitreise.