1902 stellte ein gewisser Herr Meyer aus Sibirien in München-Schwabing die Weichen für die großen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Von seiner Wohnung in der Kaiserstraße 46 aus hatte er die russische Revolution, die die Zarenherrschaft zu Fall bringen sollte, geplant und organisiert - heute kennt die Welt Herrn Meyer als Wladimir Iljitsch Lenin.
Solche und andere anekdotischen Merkwürdigkeiten der Weltgeschichte sowie Fäden und Verbindungen zwischen der russischen und der bayerischen Historie sind die Themen des literarisch-historischen Festivals "Das russische Bayern". Zu seinem 25-jährigen Bestehen veranstaltet das Zentrum Russischer Kultur in München nun zehn Vorträge, Filmvorführungen und Lesungen im Gasteig. Die Mitgründerin und Präsidentin des MIR e. V. Tatjana Lukina möchte auf das besondere Verhältnis der Bayern und der Russen hinweisen: "In dieser angespannten Zeit wollen wir die russischen Spuren in Bayern zeigen und die gemeinsamen Wurzeln pflegen."
Der Dokumentarfilm über die russische Malerin Marianne von Werefkin "Ich lebe nur durch das Auge" von Stella Tinbergen, der am Samstag auf dem Festivals läuft, geht diesen russischen Spuren in München nach. In der Nähe der Pinakothek der Moderne benannte die Stadt einen Weg nach der Mitbegründerin der Künstlergruppe "Blauer Reiter".
Neben einem Vortrag über die Schauspielerin Olga Tschechowa, die auf dem Friedhof Gräfelfing begraben ist, schließt das Festival am Sonntagabend dann mit einer Ausstellung der Fotografin Camilla Kraus. Sie begleitete den russischen Einsiedler "Väterchen Timofej", den Eremit von München, der 2004 starb, einige Monate mit der Kamera. Im Olympiapark hatte der bärtige Schweiger noch mit mehr als 100 Jahren seine Basilika des "Ostens und des Westens" gebaut.
Das russische Bayern , Sa./So., 24./25. Sep., jeweils 12 Uhr, Vortragssaal der Bibliothek, Gasteig, Rosenheimer Str. 5, Eintritt frei, Telefon 52 96 73