Ruhrtriennale II:Bleibt der Erde treu!

Treffen sich der Fremde und noch ein Fremder und ein Künstler und einige Musiker, ach und einfach noch mal drei Fremde . . . Johan Simons macht aus Kamel Daouds Roman "Der Fall Meursault" ein schwaches Potpourri.

Von Sonja Zekri

Nach einer Stunde verschwindet der gigantische, vom Boden zur Decke reichende "Rücklader" in der Kohlenmischhalle der Zeche Auguste Victoria in Marl auf atemberaubend lautlose Weise ins Weite. Bis dahin hat diese Riesenmischanlage den hinteren Bühnenrand geschaffen in der 245 Meter langen, postindustriellen Riesenhöhle aus Dunkelheit und Kohlenstaub, die die Schauspieler verzwergen lässt. Einzig das Asko-Schönberg-Ensemble schafft inmitten des Dunkels eine leuchtende Insel. Nun entfernt sich der Rücklader wie das Mutterschiff von einem verlassenen Planeten immer weiter und hinterlässt Einsamkeit und Erhabenheit. Licht bricht durch. Und über allem erhebt sich Katrien Baerts' glockenklarer Sopran in der Fantasiesprache von Claude Viviers "Bouchara". Es sind unverständliche Worte in einem Fantasie-Esperanto, Worte, die alle Menschen ausschließen, aber auch alle Menschen vereinen, denn in diesem endlosen, lautlosen Universum erklingt noch immer eine menschliche Stimme.

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