Sein skandalöses Leben erklärt sich Rosa von Praunheim damit, dass er im Knast geboren wurde. Tatsächlich ist die Geschichte seiner Herkunft so spektakulär, dass ihm niemand verdenken kann, dass er ein Leben lang nach Ungeheuerlichkeiten gierte.
Ungewöhnlich ist schon Rosa von Praunheims Geburtsort Riga in Lettland. Dort kam er als Holger Radtke während der deutschen Besatzung im Zentralgefängnis zur Welt und verbrachte das erste Lebensjahr in einem dortigen Waisenhaus, bevor ihn das aus Ostpreußen stammende Ehepaar Mischwitzky adoptierte. Das erklärt von Praunheims bürgerlichen Namen: Holger Bernhard Bruno Mischwitzky.
Der Adoptivvater, der als AEG-Ingenieur im Auftrag der Nationalsozialisten nach Lettland gekommen war, verließ bei Kriegsende das Land mit seiner Frau Gertrud und seinem Adoptivsohn. Erst im Jahr 2000 offenbarte die 94-jährige Adoptivmutter ihrem Filius seine bislang geheim gehaltene Herkunft. Sie habe nicht mit einer Lüge sterben wollen, erklärt von Praunheim heute das späte Geständnis Gertrud Mischwitzkys.
Für seine Kinodokumentation "Meine Mütter - Spurensuche in Riga" sollte sich Praunheim 2008 auf die Suche nach seiner leiblichen Mutter machen. Dabei stieß er in Riga auf seine familiären Wurzeln, doch vieles blieb auch Spekulation, so wie etwa die wahre Identität seines leiblichen Vaters.
Rosa von Praunheim 1993