Reinhard Michl wird siebzig:Ich tue es einfach

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Über einen, der ohne nachzudenken zeichnete, den seine Leidenschaft durch schwere Kindheit und schwierige Schulzeit brachte und Bilderbuch­klassiker hervorbrachte: Dem Illustrator Reinhard Michl zum Geburtstag.

Von Roswitha Budeus-Budde

"Zeichnen war immer schon so sehr Teil meiner Existenz, dass ich kaum mehr darüber nachdenke. Ich tue es einfach!", antwortete Reinhard Michl auf die Frage, ob sich sein Leben mit dem fortschreitenden Alter verändert hat. "Jetzt, wo ich keine Bücher mehr machen muss, wo aber hin und wieder eines in aller Muße entsteht, kann ich es geradezu zelebrieren". Das schreibt er von der Insel Lesbos, schickt ein Foto von einem schattigen Arbeitstisch mit Skizzenbuch und ein gespitztem Bleistift. Seit seiner Kindheit hält er alles, was ihm begegnet, mit dem Stift fest.

Eine Leidenschaft, die ihm half, die schwierige Kindheit und eine schreckliche Schulzeit zu überstehen. Er flüchtete sich in die Natur, an die Donau und die niederbayrische Altmühl, wurde ein begeisterter Kanufahrer - und rettete sich in Bücher. "Ich brauchte nur das richtige Buch aufzuschlagen und war in einer wunderbaren Scheinwelt, in der Schatzinsel oder Huckleberry Finn. " Es folgten ein Grafikdesignstudium, die Kunstakademie in München und erste Bilderbuchaufträge von dtv und Oetinger. Er habe das immer so gern gemacht, sagt er, das "Arbeit" nicht das passende Wort für sein Werk sei: "Darum haben es die Verleger auch so leicht, unsereinen über den Tisch zu ziehen."

Sein Erfolg beruht auf einer anatomisch ausgefeilten Zeichentechnik, auf detailgenauen Tierbildern, die er mit humorvollen, satirischen, oder drastischen Zitaten versieht. Vorbilder sind ihm Maurice Sendak, Reiner Zimnik und Klaus Ensikat. Besonders zwei seiner Titel zählen zu den Bilderbuchklassikern: "Es klopft bei Wanja in der Nacht", mit Texten von Tilde Michels, und "Der Findefuchs", geschrieben von Irina Korschunow. Szenen, die er in Biergärten zeichnet, sind wiederum in seinem "Bayerischen Kochbuch" zu entdecken, zu Texten und Gedichten von Gerhard Polt, Eugen Oker, Eugen Roth, oder Hans Well.

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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