Regisseurin Sam Taylor-Johnson:Interesse an männlicher Verletzlichkeit

Sam Taylor-Johnson

Sam Taylor-Johnson führt bei der Verfilmung von "Fifty Shades of Grey" Regie.

(Foto: Getty Images)

Sam Taylor-Johnson wird die Regie bei der "Fifty Shades of Grey"-Verfilmung übernehmen. Bisher hat die Britin erst einen einzigen Spielfilm gedreht - über die Jugend von John Lennon. Überhaupt hat der Beatles-Sänger ihre ganze Karriere begleitet.

Von Fritz Göttler

Als der Produzent Michael De Luca am Mittwoch bekannt gab, dass Sam Taylor-Johnson die Regie bei "Fifty Shades of Grey" führen würde, pries er sie mit Zweideutigkeiten: "Sie passt so gut zu diesem Film, weil sie bereit ist, Risiken einzugehen und durchaus mal etwas zu forcieren". Die Verfilmung des Sadomaso-Skandalroman von E. L. James über weibliche Unterordnung und Lustgewinn, der millionenfach in aller Welt verkauft und gelesen wurde, gilt als eines der wichtigsten Projekte von Hollywood. Lange wurde gerätselt, wer die Regie übernehmen würde.

Sam Taylor-Johnson ist eine überraschende Wahl. Viele Männer waren im Gespräch und auch durchaus interessiert. Joe Wright war darunter ("Anna Karenina"), Gus Van Sant, dessen "Promised Land" gerade in den deutschen Kinos angelaufen ist. Aber es hieß, dass eine Frau vielleicht besser geeignet sein könnte, einen erotischen Roman zu verfilmen, der vor allem von Frauen gelesen wurde. Allerdings hat Sam Taylor-Johnson bisher erst einen einzigen Spielfilm gedreht. Das war "Nowhere Boy" über die Jugend von John Lennon und seine frühe Band The Quarrymen, zu der ja auch Paul McCartney und George Harrison gehörten.

John Lennon hat irgendwie ihre ganze Karriere begleitet

In den Neunzigerjahren begann Taylor-Johnson - geboren am 4. März 1967 in Croydon südlich von London, als Künstlerin lange unter dem Namen Sam Taylor-Wood auftretend - mit künstlerischen Fotos und Videoinstallationen. 1997 stellte sie auf der Biennale in Venedig aus. 1998 wurde sie für den prestigeträchtigen Turner-Preis, nominiert. 2002 schuf sie für die National Portrait Gallery in London ein Videoporträt von David Beckham. Das ist, inspiriert durch Andy Warhol, in einer einzigen Einstellung gedreht und zeigt den Fußballer mit nacktem Oberkörper schlafend. Einen ersten Kurzfilm drehte sie 2008, "Love You More", nach dem Drehbuch des Dramatikers Patrick Marber.

John Lennon hat irgendwie ihre ganze Karriere begleitet. Auf ihrem Foto "26 October 1993" hat sie mit ihrem Künstler-Partner Henry Bond das berühmte Annie-Leibovitz-Foto nachgestellt, auf dem Lennon sich nackt an Yoko Ono klammert. Und 2008 lieferte sie mit "Nowhere Boy" eine berührende Exkursion in die Einsamkeit von Künstlern: Der junge John Lennon ist auf der Suche nach einer Mutterfigur und macht sich schließlich auf nach Hamburg. "Ich glaube", sagte Sam Taylor-Johnson, "es gibt ein durchlaufendes Interesse an männlicher Verletzlichkeit in meinem Werk."

Bei diesem Dreh verliebte sie sich auch in ihren Hauptdarsteller Aaron Johnson, der damals 19 war. 2012 heirateten die beiden. Aaron spielte auch den Wronski in Wrights "Anna Karenina"-Verfilmung. Nun gilt er gar als heißer Tipp für die Rolle des "Shades of Grey"-Helden Christian. Christian und seine Sklavin, versichert seine Frau, die Regisseurin, gingen ihr so nahe wie den Millionen Leserinnen und Lesern auch.

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