Reanimation der Schwarzwaldklinik:"In eine heile Welt abtauchen"

Die "Schwarzwaldklinik" verlieh Tanja Junginger Halt. Jetzt will sie gemeinsam mit ihrem Fanklub die Kultserie wiederbeleben. 16.000 Unterschriften hat sie schon.

Martin Zips

Die Jugend- und Heimerzieherin Tanja Junginger, 32, aus Ulm hat einen Wunsch: Gemeinsam mit den Mitgliedern ihres Fanklubs möchte sie erreichen, dass ihre Lieblingsfernsehserie aus den achtziger Jahren, "Die Schwarzwaldklinik", fortgesetzt wird. Blöderweise sind schon einige wichtige Schauspieler gestorben - und weder der Produzent noch der Fernsehsender, das ZDF, zeigen übermäßiges Interesse an der Idee.

Reanimation der Schwarzwaldklinik: Tanja Jungiger mit einer Fotografie des verstorbenen Schauspielers und Darsteller des Schwarzwaldklinik-Professors Brinkmann, Klausjürgen Wussow.

Tanja Jungiger mit einer Fotografie des verstorbenen Schauspielers und Darsteller des Schwarzwaldklinik-Professors Brinkmann, Klausjürgen Wussow.

(Foto: Foto: dpa)

SZ: Liebe Frau Junginger, ist es Ihnen nicht peinlich, dass die Fernsehhelden Ihrer Kindheit noch immer einen so großen Platz in Ihrem Leben einnehmen?

Tanja Junginger: Nein. Ich bin in problematischen familiären Verhältnissen aufgewachsen. Und diese Fernsehserie war mein Halt. Ich konnte hier in einer heilen Welt abtauchen. Am liebsten mochte ich Oberschwester Hildegard. Die hat immer auf den Tisch gehauen. So eine hätte ich mir daheim auch gewünscht. Heute gibt es ja nur noch Mord und Totschlag im Fernsehen.

SZ: Bitte? Immer, wenn ich den Fernseher anschalte, läuft gerade was von Rosamunde Pilcher. Oder Florian Silbereisen küsst eine Rentnerin.

Junginger: Moment! Schwarzwaldklinik-Fans sind nicht gleichzeitig Pilcher- oder Silbereisen-Fans.

SZ: Sie haben bereits 16.000 Unterschriften für eine Fortsetzung Ihrer Lieblingsserie gesammelt. Wie sammelt man 16.000 Unterschriften für so ein Projekt?

Junginger: Unsere Listen liegen im Heimatmuseum Hüsli aus. Das ist der Wohnort von Herrn Professor Brinkmann. Dorthin reisen wir Fans noch immer. Außerdem besuchen etwa 15.000 Besucher monatlich unsere Homepage. An die 50 Personen unterstützen unsere Arbeit mit Spenden. Das Geld, das wir nicht brauchen, geht an die Kinderkrebsnachsorgeklinik Tannheim, dem Lebenswerk von Klausjürgen Wussow.

SZ: Gut. Aber der Erfinder der Serie, Herr Rademann, möchte die Serie offenbar nicht fortsetzen. Beim ZDF scheint man von Ihrer Idee auch nicht begeistert zu sein.

Junginger: Herr Rademann sagt, er liege lieber unter Palmen als unter Tannen. Darum suchen wir eine Produktionsfirma und einen neuen Fernsehsender.

SZ: Dürfen Sie das denn, einfach so?

Junginger: Wir würden die Serie "Klinik im Schwarzwald" nennen, weil der Name "Schwarzwaldklinik" eventuell geschützt ist. Außerdem haben wir den früheren Gesamtverantwortlichen der Dreharbeiten, Herrn Gütersloh, auf unserer Seite. Er würde mitmachen. SZ: Und Gaby Dohm? Oder Sascha Hehn? Was sagen die Schauspieler?

Junginger: Mit denen bin ich im Kontakt. Die sagen: Wenn das nicht so eine 08/15-Produktion wird, dann sind wir auch wieder dabei.

SZ: Frau Junginger, wenn Sie heute alte Folgen der Schwarzwaldklinik sehen, sind Sie dann immer noch so beeindruckt wie damals mit neun Jahren?

Junginger: Ich weiß, was mir die Serie damals gegeben hat. Das vergesse ich ihr nie. Und ich sehe sie immer noch gern.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: