Ravi Shankar ist tot:While my Sitar gently weeps

Er brachte den Hippies die Indien-Euphorie und lehrte George Harrison die unverwechselbaren Klänge der Sitar: Ravi Shankar, der "Grenzüberschreiter", ist im Alter von 92 Jahren in Kalifornien gestorben.

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Ravi Shankar

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Er brachte den Hippies die Indieneuphorie und Kollegen wie George Harrison die unverwechselbaren Klänge der Sitar: Ravi Shankar galt jahrzehntelang als "Grenzüberschreiter" und "Botschafter". Nun ist der Inder im Alter von 92 Jahren in Kalifornien gestorben.

Für Indiens Premierminister Manmohan Singh ist Ravi Shankar ein "nationaler Schatz und weltweiter Botschafter des indischen Kulturerbes". Shankar beeinflusste mit seinem Sitar-Spiel westliche Musiker von den Beatles und den Rolling Stones bis zu Yehudi Menuhin. Der Inder trat 1969 auf dem legendären Woodstock-Festival auf und gab bis zu seinem Tod Konzerte. Sein Leben als Künstler begann bereits im Kindesalter.

Im Bild: Ravi Shankar bei einem Konzert in Bangalore im Februar 2012

Ravi Shankar

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Am 7. April 1920 wurde Ravi Shankar Robindro Shaunko Chowdhury im indischen Varanasi als jüngster von sieben Söhnen einer reichen bengalischen Brahmanenfamilie geboren. Sein Vater verließ die Familie jedoch für eine Karriere als Anwalt in London, der Sohn blieb bei der Mutter in Indien.

Jedoch nur zunächst. Auch Shankar sollte es nach Europa ziehen. 1930 reiste er als Zehnjähriger mit der Hindu-Tanzgruppe seines Bruders Uday nach Paris. Der Auftakt zu einer aufregenden Zeit: Als Jugendlicher tourte Shankar in den dreißiger Jahren mit der Truppe durch Europa und Nordamerika und nahm die unterschiedlichsten kulturellen Einflüsse auf.

Als junger Mann entschied sich Shankar jedoch gegen das Tanzen und für das Instrument, das sein Leben bestimmen sollte: die Sitar. Zurück in seiner Heimat avancierte er in den vierziger und fünfziger Jahren zum erfolgreichen Musiker, trat solo auf, gründete das Indian National Orchestra, arbeitete für das Radio und komponierte Filmmusik. Doch Indien ...

Im Bild: Ravi Shankar im Jahr 1967 in Los Angeles

Ravi Shankar, George Harrison

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... war nicht genug. Mit Mitte dreißig reiste Shankar wieder ins Ausland, diesmal als Botschafter der klassischen indischen Musik. In den sechziger Jahren hatten ihm seine Auftritte Eintritt in illustre Musikerkreise verschafft. So pflegte er Kontakt mit dem Starviolonisten Yehudi Menuhin.

Sein Sitar-Spiel faszinierte auch junge Kollegen, wie den Beatles-Gitarristen George Harrison. Er wurde 1966 Shankars Schüler, aus dem Unterricht entstanden eine tiefe Arbeitsbeziehung mit zahlreichen Projekten, darunter das legendäre Konzert für Bangladesch 1971.

Der Klang der Sitar prägte Welthits wie "Norwegian Wood". Was die Beatles vormachten, faszinierte schnell auch andere Bands der Hippie-Zeit wie die Butterfield Blues Band oder The Byrds. Shankar trat selbst beim legendären Festival von Woodstock auf, ...

Im Bild: George Harrison von den Beatles mit Ravi Shankar im Jahr 1967 in Los Angeles

RAVI SHANKAR UND RAY CHARLES

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... allerdings war Shankar selbst alles andere als ein Hippie. Während er von jungen Menschen weltweit wegen seines Sitar-Spiels zunehmend verehrt wurde, sah er diese und ihre Moden durchaus kritisch. Haschisch, LSD und die Teil des Hippie-Stils gewordene, oft recht naive Indienbegeisterung junger Europäer und Amerikaner sah Shankar mit gemischten Gefühlen. Die politischen Ambitionen der Achtundsechziger waren ihm suspekt - "all politics is dirty", soll er damals gesagt haben.

Für ihn stand weiter die Musik im Mittelpunkt - und für diese engagierte er sich, indem er Lehraufträge und Leitungsposten an Instituten und Universitäten in Kalifornien und New York annahm. Und er ging weiter auf Tourneen, wie er es seit seiner frühesten Jugend kannte - nur inzwischen mit anderen Weltstars, wie etwa seinem Landsmann, dem Stardirigenten Zubin Mehta.

Seine Unermüdlichkeit sicherte ihm anhaltenden Ruhm, und so erhielt er 1998 gleichzeitig mit der R&B-Legende Ray Charles den inoffiziellen "Nobelpreis für Musik", ...

Im Bild: US-Musiker Ray Charles (links) und Ravi Shankar 1998 in Stockholm 

POLAR-MUSIKPREIS AN RAVI SHANKAR

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... den "Polar Music Prize". In der Begründung hieß es, er habe "die Kunstmusik des Ostens auf herausragende Weise gespielt, erforscht und dem Westen nahegebracht".

Der "Polar Music Prize" reiht sich ein in eine Liste prestigeträchtiger Auszeichnungen für Shankar - vom Silbernen Bären der Berlinale 1957 (für seine Filmmusik für "Kabuliwala") über drei Grammys bis zum Commander of the Order of the British Empire 2001.

Im Bild: Schwedens König Carl Gustaf übergibt Ravi Shankar am 12. Mai 1998 den "Polar Music Prize" der Königlichen Schwedischen Musikakademie, rechts daneben Ray Charles

Ravi Shankar

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Shankars Privatleben war über die Jahrzehnte von diversen Beziehungen und Trennungen geprägt. Sein Sohn Shibhendra (1942 -1999) aus erster Ehe sowie seine Tochter Anoushka (geboren 1981) lernten beide ebenfalls das Sitarspiel und begleiteten ihren Vater auf diversen Tourneen. Aus einer Beziehung mit einer New Yorker Konzertproduzentin ging seine Tochter Norah Jones hervor, die mittlerweile selbst als Soul- und Jazzsängerin weltbekannt ist.

Ravi Shankar engagierte sich über die Jahre stark für den guten Zweck, so etwa für Tierrechte oder auch ...

Im Bild: Ravi Shankar und seine Tochter Anoushka Shankar im Februar 2002 bei den Dreharbeiten zu einem Film gegen Tiermisshandlung

INDIAN MUSICIAN PANDIT RAVI SHANKAR CUTS THE TAPE TO BEGIN A YOUNG PEOPLE'S MARCH AGAINST RACISM IN NEW DELHI

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... gegen Rassismus sowie gegen die Armut. 1986 bis 1992 war Shankar Mitglied des Oberhauses des indischen Parlaments, nun offenbar weniger als früher abgestoßen vom Verdacht, alle Politik sei schmutzig.

Sein bewegtes Leben füllt gleich mehr als eine Autobiografie: 1969 erschien bereits "My Music, My Life", 1997 brachte sein Freund und Schüler George Harrison "Raga Mala. The Autobiography of Ravi Shankar" heraus.

Im Bild: Ravi Shankar im März 2001 vor dem Büro der Vereinten Nationen in Neu-Delhi vor einem Marsch gegen Rassismus, rechts neben ihm seine Tochter Anoushka

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Quelle: AFP

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Noch bis ins hohe Alter trat Shankar bei Konzerten auf.

Nun ist Shankar am Dienstag (Ortszeit) mehrere Tage nach einer Operation in einem Krankenhaus im US-amerikanischen San Diego gestorben.

"Indien hat einen bedeutenden Sohn verloren, die Welt der Sitar einen ihrer fähigsten Vertreter und ein leuchtendes Licht im Firnament der Musik ist erloschen", so Indiens Premierminister Manmohan Singh in einer Erklärung.

Shankar wurde 92 Jahre alt.

Im Bild: Ravi Shankar bei einem Konzert im Juni 2008 in London

© Süddeutsche.de/ihe/pak
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