Raubkunst aus München:Regierung drängt auf baldige Klarheit über Kunstfund

Mehr als 1400 Bilder wurden bei Cornelius Gurlitt gefunden, die tatsächlichen Besitzverhältnisse jedoch sind noch immer unklar. Nun will die Bundesregierung umgehend eine Liste der Werke mit unklarer Erwerbsgeschichte veröffentlichen.

Nach dem spektakulären Kunstfund in München drängt die Bundesregierung darauf, möglichst schnell Klarheit über die Herkunft der Werke zu schaffen. Jüdische Organisationen fragten zurecht, ob auch Werke zu dem Fund gehören, die etwaigen früheren Besitzern während der NS-Zeit unrechtmäßig entzogen wurden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Und sie wollten es "bald wissen", fügte Seibert hinzu.

Bei Werken, bei denen es Hinweise auf einen unrechtmäßigen Entzug gebe, müssten die entsprechenden Informationen öffentlich gemacht werden, sagte Seibert weiter. "Wir wollen das vorantreiben, und wir werden noch in dieser Woche weitere Einzelheiten zum Prozedere bekanntgeben können." Es müsse ein rechtsstaatliches Verfahren zur Veröffentlichung gefunden werden, und zwar unabhängig vom laufenden Strafverfahren.

Bei einem Treffen von Vertretern des Bundes und des Freistaates Bayern mit den Ermittlern in der vergangenen Woche sei vereinbart worden, dass die Recherchen zur Herkunft "wesentlich zügiger" vorangebracht werden müssten.

Eine Liste der Werke mit unklarer Erwerbsgeschichte solle umgehend veröffentlicht werden. Seibert schränkte allerdings ein, das Aufklärungsinteresse der Öffentlichkeit und die Interessen der Justiz müssten miteinander in Einklang gebracht werden. Eine öffentliche Auflistung der Gemälde soll Klarheit darüber schaffen, ob einzelne Werke von den Nationalsozialisten geraubt oder verfolgten Juden zu Spottpreisen abgehandelt wurden. Deshalb hatte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bereits am vergangenen Wochenende zugesagt, die Herkunftsrecherche zügig voranzubringen.

Von Picasso bis Dix

Der Fall des Kunsthändler-Sohnes Cornelius Gurlitts sorgt seit gut einer Woche für weltweites Aufsehen. Die Staatsanwaltschaft in Augsburg führt ein Verfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Unterschlagung gegen den Sohn des in den 50er Jahren verstorbenen Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt.

In diesem Zusammenhang wurden im vergangenen Jahr mehr als 1400 Bilder aus Gurlitts Münchner Wohnung beschlagnahmt, darunter Werke von Pablo Picasso, Marc Chagall und Otto Dix.

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