Rap-Albumcover auf Google Maps:Zurück zu den Wurzeln

Rap ist "real", wenn er von der Straße kommt. Deshalb transportiert das New Yorker Online-Magazin "Mass Apeal" die Plattencover großer Rap-Musiker mit Google Street View an ihre Aufnahmeorte.

Wo Sprechgesang eigentlich herkommt, lässt sich kaum noch zurückverfolgen. Dieses bedeutende Stück afroamerikanischer Kultur wurde, so spekuliert man, in Westafrika geboren und in den USA, bei der Arbeit auf dem Feld oder beim gemeinsamen Singen in der Kirche, wieder aufgenommen. Damals wechselten sich Gesang und gesprochene Parolen ab.

Wesentlich klarer als die Entstehungsgeschichte des Rap ist sein Inhalt: Er erzählt vom Leben auf der Straße, wo er sich vom New Yorker Stadtteil Bronx aus im Zuge der HipHop-Bewegung der Siebzigerjahren verbreitete.

Das Online-Magazin Mass Appeal brachte Rap-Alben nun mithilfe von Google Street View-Aufnahmen zu ihren Entstehungsorten zurück. Eine virtuelle Reise quer durch die USA, zu den Straßenecken, Zäunen, Brücken und Hauseingängen, an denen Rap-Legenden sich einst für ihre Plattencover ablichten ließen.

Inspiriert wurde Mass Appeal von den Kollegen des Guardian. Bereits im vergangenen Jahr orteten die Briten genreübergreifend Albumcover von Musik-Größen wie Oasis, den Beatles oder Eminem über Google Street View und setzten sie wie Puzzleteile an ihren Entstehungsort.

Der Erinnerungen und der "Credibility" wegen

Mit seiner Veröffentlichung bildet Mass Appeal gleich mehrere ureigene Prinzipien des Rap ab. Kein Genre ist seinen Wurzeln und damit der Straße so treu. Nur hier fand und findet das "Thug Life" statt, das Musiker zu Gangstern macht. Hier hat Nas seine Drogengeschäfte abgewickelt, LL Cool J Waffengewalt in der eigenen Familie erlebt. Und The Roots haben ganze Nachmittage mit Homies und Musik vertrödelt.

Die Geschichte des Rap wird über seine Lyrics erzählt. Und die entstehen in einem bestimmten Umfeld, sei es "Straight Outta Compton" oder in Long Beach oder Queens.

Genau deswegen fühlen sich Rapper beim Posieren an den Orten, die sie ihr Zuhause nennen, auch am wohlsten. Denn wenn im Rap eines noch wichtiger ist als politische Botschaften oder Musikvideos, in denen fette Karren, dicke Häuser, Marihuana und Frauen mit riesigen Hintern auftauchen, dann ist es "credibility", Glaubwürdigkeit.

Ein guter Rapper zeichnet sich schließlich durch seine "Realness" aus. Und was bildet echte Musik besser ab als eine Verkehrsinsel in der eigenen Hood, der Pier des Brooklyn Bridge Parks oder eine trostlose Straßenkreuzung, irgendwo mitten im Theaterviertel von Los Angeles?

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