Früher starteten die New Yorker Häuser mit den Alten Meistern in die neue Saison. Das gilt so nicht mehr. Christie's hat nach den dürftigen Ergebnissen des Vorjahres erstmals seine Auktion mit Altmeistergemälden gestrichen und beschränkt sich auf ein stark französisch akzentuiertes Angebot an Altmeisterzeichnungen. Angeführt wird sie von einer Rötelzeichnung des größten französischen Meisters des 18. Jahrhunderts, Antoine Watteau, der Portraitstudie eines Musikers (120 000-180 000 Dollar).
Sotheby's kann nicht zuletzt dank prominenter Privatsammlungen locker mithalten. Zur Offerte gehört eine italienische Kollektion von 35 "Grand Tour"- Stücken mit feinen Rom- und Neapel-Veduten, vor allem aber teils museal geadelte Erwerbungen aus dem Nachlass des ehemaligen Sotheby's-Chefs Alfred Taubman. Auf zwei bis drei Millionen Dollar geschätzt ist etwa ein Rundtäfelchen mit dem Profilbrustbild des Renaissance-Medailleurs und Gemmenschneiders Valerio Belli d. Ä., das als ein eigenhändiges Werk Raffaels aufgerufen wird. Ebenso hoch angesetzt ist der prächtige Tondo einer Madonna mit Kind von Domenico Beccafumi. Hauptlos ist ein fast lebensgroßes Portrait von Thomas Gainsborough, "The Blue Page" Für das um 1771 entstandene Gemälde eines mit in Blau gehüllten Knaben, das früher mal als unvollendet, mal als experimentell interpretiert wurde, werden drei bis vier Millionen Dollar erwartet. Die Offerte glänzt mit weiteren Hochkarätern wie Jacob Jordaens dramatischer Szene des einen Besessenen heilenden Heiligen Martin (4-6 Millionen). Star des Abends ist eine in delikater Sinnlichkeit den Goldregen Jupiters empfangende Danae des toskanischen Barockmalers Orazio Gentileschi. Das große Aktbild mit Amor, 1621 im Auftrag des Genuesen Giovanni Antonio Sauli gemalt, sollte einem Liebhaber 25 bis 35 Millionen Dollar wert sein.